home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt
[75][<<][>>]

Unvertretbar

Erklärung des Conne Island-Plenums zur Aussetzung des Verkaufs der Februar-Ausgabe der linken Leipziger Monatszeitschrift Klarofix im Conne Island-Café.

Das Conne Island-Plenum vom 05. Februar 2001 hat sich dafür entschieden, die Februar-Ausgabe der linken Leipziger Monatszeitung Klarofix entgegen sonstiger Gepflogenheiten nicht im Conne Island-Café zu verkaufen.
Die Entscheidung betrifft, um Mißverständnissen vorzubeugen, nur die Februar-Ausgabe.
Getroffen wurde die Entscheidung nicht im Konsens, sondern per Mehrheitsbeschluß, welcher als Instrumentarium in Ausnahmefällen im Conne Island-Plenum Anwendung findet. (Ansonsten gilt durchweg das Konsensprinzip.) Vor der Abstimmung wurden verschiedene andere Reaktionsformen diskutiert, die nicht darauf hinausliefen, den Verkauf einzustellen. Trotzdem wurde von allen Wortbeiträgen im Plenum der Inhalt scharf kritisiert.
Der Grund für die Entscheidung ist der im Februar-Klarofix erschienene Artikel einer Autorin oder eines Autoren mit dem Kürzel a.r. unter dem Titel „Moskau, Februar 1956“. Im Text wird sich auf dieses Datum als „Station zu einem möglichen politischen Umdenken (...) innerhalb des Staatsozialismus“ bezogen. Im weiteren wird dieser Staatssozialismus als Teil „einer politischen Strömung innerhalb der Linken“ behandelt, „die Terror, Gewalt und Willkür als zentrale Mittel zur Ausübung ihrer Herrschaft und Politik einsetzte“.
Im Text wird in für uns unvertretbarer Weise der Holocaust relativiert. Ganz im Stile der NS-Revisionisten oder eines Historikers namens Ernst Nolte wird weit über das ohnehin unerträgliche Maß der bürgerlichen Totalitarismustheorie festgestellt: „Man muß sich klarmachen, daß die Techniken der Massengewaltausübungen von Kommunisten eingeführt wurden und z.B. die Nazis sich von ihnen ‘inspirieren’ ließen (...).“ Diese Feststellung wird auch nicht dadurch besser, daß sogleich im Text angefügt wird: „(...) auch wenn die Verbrechen des Kommunismus im Namen demokratischer Werte und nicht im Namen nationalfaschistischer Ideale zu analysieren und zu verurteilen sind.“
Allein diese Ungeheuerlichkeit einer linken Zeitung halten wir für ausreichend, den Verkauf dieser Monatsausgabe des Klarofix auszusetzen.
Die Entscheidung hat für uns als Plenum einen exemplarischen symbolischen Charakter, wie weit linke Toleranz gehen soll, um sich nicht gegen die eigenen emanzipatorischen Grundsätze zu stellen.
Wir erwarten vom Klarofix eine Stellungnahme und sind zu einer konstruktiven solidarischen Auseinandersetzung um Zensur und Meinungsfreiheit bereit.
Das Conne Island-Plenum, 12. Februar 2001


home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt |
[75][<<][>>][top]

last modified: 28.3.2007