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Dub ist nicht totzukriegen –
fragen Sie Ihr Soundsystem.

Submission feat. Tikiman meets Dub Club Vienna

Tikiman, 15.0k

„Bei Tikiman avanciert >Dub als Mutter des Remix< zur alten Tante“

Daß Dub und seine Subtechniken seit einer Ewigkeit, man könnte auch sagen, von Dekade zu Dekade, im Nischendasein dahinvegetiert, liegt zum einen in der Sache selbst begründet, zum anderen an der unsäglichen und nicht ganz unbegründeten Kiffer-Rezeption weißer Mittelstandshippies und Jamaika-Touristen. Ein altes Problem, um nicht zu sagen ein alter Hut in Sachen dümmlicher Rezeption, mit dem sich mittlerweile notgedrungen fast alle arrangiert haben. Und weil er es so exakt auf den Punkt bringt, sei an dieser Stelle passenderweise Günther Jacob zitiert: Die Relaxtheit der Reggae Vibes, die von ihrer Intention her einer Verweigerung gegenüber dem kapitalistischen rat race entspringen, wurden mit jener Schlaffheit verwechselt, die sich der lohnarbeitende Mensch erlaubt, wenn er am Feierabend fix und fertig im Fernsehsessel versinkt.
Hoffnungsschimmer ergeben sich trotzdem immer wieder, so auch bei der hier beschriebenen Künstler-Konstellation, durch gewiefte symbiotische Schachzüge der besonderen Art. Trotz latent erscheinender Instabilität darf man getrost behaupten, daß hier über das belanglose Melting-Pot Prinzip hinaus Garanten am Werk sind, deren Spielwiese näher an der moderneren Reflexion einer 70er Reggae-Funk-Connection gelegen ist, als an stupide daherrollenden Bassläufen mit Eso-Kante. Wenn sich Submission beispielsweise mit dub from outer limits klassifizieren, impliziert dies trotz der Gefahr der Beliebigkeit zum Glück immer noch das Referenzsystem, das einst die großen Kollegen radikaler Dub-Arrangements wie Lee Scratch Perry, Adrian Sherwood oder Mark Stewart inszenierten. Die Elektrifizierung der Basisstruktur von Reggae durch Sprachfetzen, Echos, dreidimensionale Computerbeats in der Verbindung mit Sängern und Studiomusikern sind essentielle Bestandteile dieses Systems und maßgebliche Pfeiler gegen die tendenzielle Rastaseeligkeit der Kollegen.
Daß Tikiman, der auch schon bei Rhythm & Sound, Burial Mix, Main Street – allesamt Projekte des weltweit renommierten Berliner Techno-Labels Basic Channel – das Mikro in der Hand hatte und nun auch bei Submission mit von der Partie ist, erscheint daher nur folgerichtig. Space is the place, denn Tikiman emanzipiert den Dub von herkömmlichen Charakteren. Um es kurz zu umreißen, es geht um elementare Bausteine und deren Dekonstruktion bzw. Reduktion – traditionelle Techniken sind verworfen –, Dub als Mutter des Remixes avanciert zur alten Tante. Wäre es nicht falsch und barbarisch, dieses Wort im heutigen Pop-Kontext in den Mund zu nehmen, würde ansonsten ein jeder sagen; it’s a revolution, baby!
Apropos. Daß die Revolution in Österreich in weitester Ferne schwebt, dürfte bekannt sein. Daran wird sich auch nichts ändern, solange ausschließlich via „Soundpolitisierung“ der Aufstand geprobt wird. Nichts desto trotz gilt der Wiener Dub Club als die Location mit dem tiefsten Bass und Lieblingsladen der High Society der Downtempo Fraktion aka G-Stone, K&D, Spray Rec. und wie sie alle heißen. Es wäre fast zu wünschen, das die „österreichische Regierung“ ein Gesetz zur Dezibelbegrenzung verabschiedet, vielleicht würden so einige mehr ihre Haßkappen aus den Schubfächern holen... Die Residents des Clubs jedenfalls führen durch das Rahmenprogramm des Abends und das verspricht eine lange Nacht...
Sebastian

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last modified: 28.3.2007