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das Erste, 1.3k , 0.0k Die Linken, die Alternativlinge und die Bildungsbürger sitzen wie der verhasste und verabscheute Proll mal wieder in den Startlöchern. Es ist bald Sommerzeit. Und die ist bekanntlich Reisezeit.
Die Unterscheidung der Reiseziele ergibt sich angeblich aus der Gleichung: Bildungsniveau plus Geld ist gleich Urlaubsparadies. Erfahrungsgemäß ist das so. Und circa ab dem Halbbildungsniveau von Abitur will man nicht mehr dorthin, wo die gemeinen Prolls sich aalen, tummeln, vergnügen und in Ausnahmefällen auch erholen.
Das Dreigestirn von Linken, Bildungsbürgern und Alternativlingen erhebt da eher den Anspruch, dass diesem die ganze Welt gehört – bis auf die besagten Orte eben, wo das Vulgäre und das Massenvergnügen toben.
Das Motto der Reiseintentionen und -ziele ist davon geprägt, die Menschen da kennenzulernen, wo sie leben. Weil man in aller Regel die in der eigenen Heimat nicht da abholen will und kann, wo die gerade rumstehen, vergeht man sich an den Eingeborenen weltweit. Der missionarische Effekt fällt bei solchen Reisen des seichten Tourismus auch immer mit ab – dort, jeweils abseits der Tourizentren, wo die Ehrlich- und Herzlichkeit der Menschen noch ehrlich und herzlich ist und naiv und unverbraucht. Die Message der modernen Missionare lautet: Bleibet so wie ihr seid, bei uns in der vollindustrialisierten Welt ist alles ganz schlimm, kalt und unmenschlich. Diese sich in die Gehirnwindungen eingefräßte Botschaft des Westens an alle, die auch nur im entferntesten denselben als Paradies empfinden, ist die multikulturelle Alternativ-Art des Wohlstandschauvinismus, wie er nötig ist, um die Mauer der USA zu Mexico oder die Festung Europa auch wirklich unüberwindbar zu machen. Alle haben zumindest eine Ahnung davon, warum und wieso so viel Zeit und Geld zum Reisen ist. Die schier unüberwindliche schreiende Ungerechtigkeit von akkumuliertem Reichtum bedingt bekanntlich die Armut fast überall sonst auf der Welt. Aber das ist beileibe noch nicht alles. Diesen Reichtum, liebe Freundinnen und Freunde, gibt es nur auf Kosten von Armut und Ausbeutung!
Das Rumgondeln in der Welt hat ausserdem den Sinn, mittels Projektionsleistung Identitäten festzuschreiben, die sowas von Differenz-mässig zu uns Weltenbürgern sind, dass es glattweg zu einer völlig neuen Form der Selbsterfahrung und Selbsterkenntnis verhilft. Diese fast schon wahnhafte Sucht von übersteigerter Subjektivität ist das Abfallprodukt moderner kapitalistischer Industriestaaten – ein Luxusgut auf Kosten anderer, das die westliche Gönnerhaftigkeit erst richtig kultiviert. Daraus resultiert das letztlich verheerende Weltbild der unbedingten Differenz. Man sollte aus all dem Vorgenannten den Schluss ziehen, Unterschiede überwinden zu wollen. Wie wäre es also dieses Jahr mal mit Mallorca oder so?
Ralf


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last modified: 28.3.2007