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„Lieber eine Bombe auf den Kopf als nach Ausschwitz ...“ – Veranstaltung zur Geschichtsentsorgung im neuen Deutschland.

„Lieber eine Bombe auf den Kopf, als nach Auschwitz“, so beschrieb eine Dresdner Jüdin, die mit einem der letzten Transporte in die Vernichtung gebracht werden sollte, ihre Situation Anfang 1945. Was ihren Peinigern und deren aktiven und passiven Unterstützern der Untergang war, war den wenigen Überlebenden, die von den Deutschen zu „Rasse-Juden“ gemacht worden waren, Rettung. Der Bombenangriff vom 13. Februar 1945 auf Dresden rettete rund 200 Juden im Großraum Dresden das Leben, deren Abtransport für die nächsten Tage vorgesehen war.
Bei der Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Historie Deutschlands hat dieser 13. Februar in Dresden eine herausragende Bedeutung. Von Beginn an war dieses Datum nicht nur ein einfacher Gedenktag (ein Tag der Selbstanklage oder wenigstens der Selbstbefragung war er nie), sondern ein Politikum. Seit 1990 nutzen aber auch mehr und mehr offen rechte Gruppierungen den Tag für Geschichtsrevisionismus. Waren es zunächst die „Republikaner“ und die Junge Landsmannschaft Ostpreußen (JLO), nahm die Anzahl von Organisationen und Teilnehmern in den letzten Jahren kontinuierlich zu. Der bisherige Höhepunkt war der Aufmarsch NPD-ler, Mitgliedern von JLO und Burschenschaften sowie „Republikanern“ im vergangenen Jahr.
Geschichtsrevisionismus aber war noch nie auf den so genannten rechten Rand beschränkt. Mit der Wahl der „Neuen Mitte“ aus SPD und Grünen bekam er neuen Drive. Deutschland, so mit alter Rotzigkeit die „Neue Mitte“, hat nicht trotz, sondern wegen Auschwitz wieder Krieg geführt. Der mordsmäßig aufgeladene Außenminister Joseph Fischer gab den Fliegern nicht nur einen Gruß an die Sonne, sondern auch ein „Nie wieder Auschwitz“ mit. Gemeinsam mit Kriegsminister Rudolf Scharping und dem Kanzler aller Deutschen setzte er eine für unmöglich gehaltene Relativierung der Verbrechen Nazideutschlands in Gang. Da sperren Serben die Kosovo-Albaner in „KZ's“ oder in „Güterwaggons“ und „deportieren“ sie. Nicht einmal eine Zeitungs-Anzeige von Überlebenden der Shoa um Peter Gingold, die die Troika einer „neuen Auschwitzlüge“ bezichtigten, brachte sie zum Einhalten.
Und auch im Kampf gegen die Forderungen der Zwangsarbeiter an deutsche Firmen steht deren geschäftsführender Auschuss, die Bundesregierung, an vorderster Front. Gerhard Schröder beleidigte permanent Menschen, die nach jahrzehntelangem Warten nur einen geringen Teil ihres erarbeitenden Anspruchs einlösen wollen.

Die letzten arbeitsfähigen Dresdner Juden sollten zwischen 14. und 16. Februar 1945 zur Kriegsproduktion zu Zeiss-Ikon gebracht werden. Es sollte ihre Vernichtung sein.
Dass die, die Opfer sein sollten, durch die Bombardierung gerettet, ist eine selten zur Kenntnis genommene Tatsache. Aber es hat auch unschuldige Opfer gegeben. Doch galten die „Trauerfeierlichkeiten“ nicht ihnen, sondern einem kollektiven Opfer, in dem jeder Unterschied zwischen Tätern und Opfern eingeebnet wird
Die Veranstaltung am 3. Februar soll zur Aufklärung über die Geschichtsentsorgung im neuen Deutschland einen Beitrag leisten.

Am 03. 02.2000, 18.30 Uhr im Hörsaalzentrum 0004, Bergstraße 64, Dresden

Es halten Referate zu folgenden Themen:

Hermann L. Gremliza
(Herausgeber „konkret“)
„Wenn die Deutschen Auschwitz nicht erfunden hätten, hätten sie Auschwitz erfinden müssen“

Udo Behner (Zeitzeuge)
„Geschichtsrevisionismus am
Beispiel des Luftangriffs auf Pforzheim am 23. Februar 1945”

Tjark Kunstreich
(„Auschwitzkomitee in der BRD“)
„Entschädigung für Zwangsarbeiter – Ein später deutscher Sieg“

Veranstaltet vom Antifaschistischen Recherche-Team Dresden
Unterstützt von Pop gegen Rechts, BUNTschuh – Linke Studivereinigung und der Zeitschrift „konkret“


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last modified: 28.3.2007