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"Deutschen Country gibt es nicht": Fink.

(Nils Koppruch):
    Ich habe eben bestimmte musikalische Vorlieben und das sind Bands wie Giant Sand. Uncle Tupelo ist sehr wichtig gewesen für mich und es gab aber nichts – oder sagen wir mal so: Ich habe gedacht , man müsste doch sowas ähnliches machen können und das nicht in Englisch, weil ich kann ja Englisch gar nicht so gut, also möchte ich das in der Sprache machen, in der ich mich gut ausdrücken kann und nicht in der englischen Sprache, weil das können die anderen eh besser... Es gibt in den USA ein längst überholtes Klischee, was teilweise amerikanische Musiker noch befördern, also die sozusagen ein Recht darauf haben, weil sie ja ihre eigene Tradition da frönen und dann gibt es deutsche Bands, die sich irgendwie als Botschafter von Countrymusik verstehen und die nehmen ein überholtes Klischee aus den USA und machen da noch mal ein Klischee daraus, was mit ihrer eigenen Lebenswirklichkeit überhaupt nichts zu tun hat, Johnny Hill, Truck Stop, Gunter Gabriel, das ist doch alles Quatsch. Ich möchte mir zumindest selber glauben können, wenn ich da eine Geschichte erzähle.
Interview mit Jörg Koch im Harkiri Nr.11 / 22.03.2000


 
 
 
 
        Aha. wir werden also an diesem Abend etwas echtes hören. Etwas, dass sich jemand selber glaubt.


      Fink: eine Countryband aus Hamburg, lautet die oft geäußerte musikalische Einordnung.
Dieses Urteil ist nicht nur einfach, sondern letzten Endes falsch. Oder doch nicht?

      Mit Hamburg – und damit Bands wie Brüllen, Kpt.Kirk, Goldene Zitronen, und next generation Tocotronic, Sterne... – verbinden Fink maximal die Aufnahmen im Soundgarden Studio und den einen oder den anderen Gastmusiker. Nicht die Diskussionsgrundlage der ersten Klasse aus der Hafenstadt verbindet, sondern der musikalische Background. Doch seit wann werden nur Platten gehört, deren politische Aussagen man/frau während der Partynächte durchdiskutieren kann?
      Eine Bluegrass Version von Autobahn (Kraftwerk) auf der dritten Veröffentlichung von Fink ist eben aus einem anderen Stoff als Das bisschen Totschlag (Zitronen). Und trotzdem richtig.
      Doch Hoppla, warum wird hier von Country gesprochen?


      Richtig. Bluegrass lässt sich am ehesten dort verorten. Doch wenn hier das amerikanische Original erwartet wird, hat das Warten keinen Sinn: die neue Veröffentlichung von Fink, Fink 2001, entlehnt nicht nur aus dem Country Elemente. Zu hören ist der gute alte Walzer-3/4-Takt, die Polka und natürlich als grundlegender Maßstab der Folk, mit all seinen Raffinessen. Die Texte erzählen Geschichten nicht mehr in der geraden 1:1 Country-Übersetzung im Stile von ‘Geh runter von meinem Pferd’, sondern sammeln Betrachtungen von ihm (der sich selber glaubt?) und damit ist Liebe, Geld, Hund – alles mit dabei.
      Fink, scheinen sich einiges von Element of Crime abgeschaut zu haben. Die stimmliche Ähnlichkeit des Gesangs ist ebenso wie die heillose Melancholie von ihm, dem gerade die Frau weggelaufen ist, unüberhörbar.
      Auch der Sound der Trompete scheint aus dieser Ecke zu kommen.
Doch Martin, der ständige Gastmusiker der Band, hat seine Marriaci-Schule zuallererst bei Galexico erprobt und – und damit einen der schönsten Sounds neu gespielt. Es ist zu hoffen, dass auch er an diesem Abend zu hören sein wird. u.
Fink, 14.6k

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last modified: 28.3.2007