home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt | [56][<<][>>] |
Wie jedes Jahr im Sommer dokumentieren wir hier den Jahresbericht des Projekt Verein e.V., dem Trägerverein des Conne Island. |
Projekt Verein e.V., Conne Island
Ideell-sachliche Argumente |
Veranstaltungsspektrum/konzeptionelle AusrichtungGanz bewußt verortet sich der Betreiberverein des Conne Island nun schon seit Jahren an der Schnittstelle von kulturellen, jugendarbeiterischen und sozialen Schwerpunkten. Dazu bekennt sich der Verein ohne Umschweife, begreift er doch nicht zuletzt dieses Feld als gesellschaftlich äußerst relevant.Wie in den letzten Jahren gelingt es dem Verein, bei seinen Angeboten einen Mittelweg aus Bewährtem und Experiment zu beschreiten. Oberste Priorität besitzt dabei der Aspekt, eben nicht nach dem Schema eines normalen Kulturbetriebes zu funktionieren. Insbesondere heißt das:
Insbesondere als sozialer Ort für Kommunikation und soziale Kontakte besitzt die Einrichtung einen besonderen Stellenwert für Nutzerinnen und Nutzer. Weil das so ist und vom Betreiberverein ausdrücklich begrüßt wird, muß der Verein darauf achten, daß sich die Gefahr, die jeden sozialen Ort ereilt, ausschschließen läßt; nämlich, daß sich eine Art sozialer Abschottung gegenüber anderen potentiellen Nutzerinnen und Nutzern einstellt. Mit letzterem verbunden wäre im Falle des Eintretens nicht zuletzt ein schleichender Gang in ein sogenanntes Nischendasein. Der Projekt Verein hat dafür insbesondere in letzter Zeit ein Problembewußtsein entwickelt und hält diese Problematik auch regelmäßig transparent. In besonderer Weise ist das Conne Island nach wie vor der Ort für die verschiedensten Subkulturen und deren Symphatisantinnen und Symphatisanten wie Skater (und artverwandte Rollsportlerinnen und -sportler), Punks, Skins, Hooligans, Autonome, Alternative, Huusbesetzerinnen und Hausbesetzer, Hip Hopper, Sprayer, Diskurspopper, Hardcorer, Anhänger elektronischer Musik (sog. Clubheads), Reggae- oder Fußball-Fans. Für all diese Szenevertreterinnen und -vertreter zählt das Conne Island punktuell für ihre jeweilige Subkultur als Nummer eins. Das jedoch nur deshalb, weil der Verein seit Jahren explizit darauf achtet, daß die Einrichtung in gleichem Maße von allen genannten und weit darüberhinaus gleichberechtigt genutzt und angenommen werden kann. Folgerichtig ist der Alltag im Conne Island in ungebrochener Weise von gegenseitiger Toleranz bestimmt, wobei genau diese Toleranz in gewisser Weise keine Selbstverständlichkeit ist, sondern in großem Maße Ergebnis gemeinsamer, vom Verein aktiv unterstüzter Meinungsbildung. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß ein weiteres entscheidendes Identifikationsmoment darin besteht, daß der Verein immer und jederzeit darauf achtet, daß das Conne Island in Gänze als explizit antifaschistische und antirassistische Einrichtung und demzufolge auch nicht als unpolitisch wahrgenommen werden kann und muß. Durch die öffentliche Präsenz dieser Grundwerte erhält die Einrichtung insbesondere Wertschätzung durch Nutzerinnen und Nutzer. Angesichts der rassistischen und nazistischen Tendenzen besonders unter Ost-Jugendlichen weiß der Verein, welche besondere Verantwortung er beim Aufzeigen von Alternativen zu nazistischem Denken und Handeln hat. Als einer der ganz wenigen Vereine in Leipzig ist der Projekt Verein auf einem Feld aktiv, wo gerade als sogenannte Randgruppen begriffene junge Menschen ganz direkt mit einer zum nazistischem Denken und Handeln völlig konträren Alternative konfrontiert werden können und müssen. Nicht zuletzt deshalb hält der Verein sehr viel von einer inhaltlichen Angebotspräsenz innerhalb der Jugendszenen und weniger von einer Präsenz in den konventionellen Medien. Es liegt auf der Hand, daß die Stadt Leipzig vom Engagement des Betreibervereins profitiert. Mit einer Gesamtjahresbesucherzahl 1998 von 108.000 Menschen übrigens eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 10.000, die insbesondere auf kürzere baubedingte Schließungen und eine Effektivierung der Öffnungszeiten zurückzuführen ist ist das Conne Island ein wichtiger kultureller und sozialer Ort, der unwiderruflich für die Stadt Leipzig eben kein aufgesetztes Flair westlicher Metropolenkultur wie beispielweise bei dem umstrittenen Honky Tonk-Projekt, an dem sich das Conne Island aus vorgenanntem Grund nicht beteiligt konstruiert, sondern tatsächlich kontinuierlich eine Normalität repräsentiert, die verdeutlicht, daß die Stadt Leipzig durchaus das Potential hat, irgendwann einmal als normale westliche Metropole begriffen zu werden. (Der Verein vertritt in diesem Zusammenhang übrigens die Meinung, daß das kulturelle Niveau der sogenannten freien Szene in dieser Stadt von einer Art spezifisch ostdeutscher Provinzialität geprägt ist so gibt es ein absolut unnatürliches Überangebot an Kleinkunst, daß in keinem Verhältnis zu Angeboten aus dem breiten Spektrum der Popkultur steht und wahrscheinlich seine Ursachen in der Überbetonung der Kleinkunst zu DDR-Zeiten und der dadurch erfolgten Kunst- und Kultur-Sozialisation hat.) Der Verein ist sich bewußt, daß die Entscheidung der Förderung einer Kultureinrichtung durch die Kommune letztendlich immer eine politische Entscheidung ist und keine gesetzlich vorgeschriebene Pflicht. Insofern fragt sich der Verein regelmäßig, worin eigentlich die Legitimation zur Förderung des Betreibervereins besteht. Diesbezüglich stellt der Verein fest: Der Verein hat über die Jahre bewiesen, daß er zu einer nicht mehr zu missenden Institution der Leipziger Kulturlandschaft geworden ist und dabei insbesondere ein spezielles Profil ausprägte, daß für die Stadt eine kulturelle und soziale Lücke geschlossen hat. Schon mehrfach hat der Verein unter Beweis gestellt, daß er als Multiplikator kultureller Entwicklungen in der Stadt nachhaltig dauerhafte qualitativ hochwertige Akzente setzen kann, von denen die Stadt, ihr Image und Flair nur profitiert. Nicht zuletzt ist Leipzig durch die überregionalen Kontakte zu einer festen kulturellen Station für viele Künstlerinnen und Künstler geworden. Außerdem ist der Verein auf dem Feld der Jugendsubkulturen mit Abstand der kompetenteste Partner des Kulturamtes. In diesem Sinne geht der Verein davon aus, daß die Kommune insbesondere das Kulturamt diesen ideell-sachlichen Argumenten des Vereins folgen kann. Territorial betrachtet liegt die Bedeutung des Vereins auf vier Ebenen: Erstens in der Bedeutung für den Stadtteil Connewitz und da insbesondere in der Sensibilität für stadtteilspezifische Probleme. Zweitens in der kulturellen und sozialen Ausstrahlung für die Zielgruppen über die gesamte Stadt. Drittens in der Ausstrahlung und Attraktivität für das Umland. Und viertens in der überregionalen Ausstrahlung und Attraktivität. In der konkreten Betrachtung des vorigen Jahres hinsichtlich inhaltlicher
Diskussionen im Conne Island darf die Auseinandersetzung anfang des vorigen
Jahres um den sexistischen Gehalt zweier Bands, die im Conne Island auftraten
bzw. auftreten sollten, nicht unerwähnt bleiben. Dabei kam es zu
kontroversen Diskussionen, die teilweise in Unsachlichkeiten seitens einer
größeren Anzahl von Männern gipfelten. Als ein Ergebnis dieser
Auseinandersetzung um Sexismus im Conne Island bzw. auftretender Künstler
steht fest, daß als entscheidendes Kriterium für die gemeinsame
Auswahl von Angeboten zukünftig ebenso antisexistische Gesichtspunkte ein großes Gewicht haben. PersonalsituationNach wie vor wird der Personalkostenzuschuß durch den Verein geviertelt d.h. es sind vier Personen von diesem Geld angestellt. Darüberhinaus werden über die Gastronomie zwei Feststellen finanziert.Es existieren weiterhin eine Zivildienststelle, eine Honorarstelle zur Betreuung der Skateboardanlage sowie eine ABM-Stelle. Entscheidend ist und bleibt für den Charakter des Conne Island das ungemein hohe ehrenamtliche Engagement. Insofern fährt der Verein mit seiner Personalpolitik an der absoluten Schmerzgrenze zu Aufrechterhaltung des kontinuierlichen Betriebes, der substantiell bei der Größe der Einrichtung und der Dimension natürlich nicht durch Ehrenamt abgesichert werden kann. Projektmittel/FörderungDer Verein konnte erfolgreich beim Jugendamt Sachmittel und Honorargelder für die Betreuung der Skateboardanlage beantragen. Darüberhinaus galt eine Beantragung beim Land Sachsen von Mitteln aus dem Strukturförderprogramm als chancenlos. (Für 1999 hat der Verein beim Jugendamt wiederum Honorargelder bewilligt bekommen. Eine Entscheidung über den Antrag auf Mittel aus dem Nachfolgeprogramm des Strukturföderprogrammes stand zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Sachberichtes endgültig noch aus.) Die institutionelle Förderung durch das Kulturamt umfaßt faktisch keine inhaltliche Bezuschußung mehr.HauszustandIm letzten Jahr wurde eine Heizungsanlage im Vorderhaus installiert sowie die Abwasseranlage auf dem Hof erneuert. Diese Maßnahmen insbesondere die Heizungsanlage stellen eine wesentliche Arbeitserleichterung dar.Problematisch stellt sich dar, daß derzeit nicht abzusehen ist, wann jemals die maroden Fenster und das Dach des Vorderhauses erneuert werden. Ebenso muß der Verein eine unzureichende Stromzufuhr bemängeln, die gerade bei Veranstaltungen arge Probleme bereitet. Hierzu ist wiederholt anzuregen, eine erhöhte Zufuhr an Strom für das Conne Island zu bewerkstelligen. Im Sommer des Jahres 1999 wird der nässende Boden im Parterre Vorderhaus endgültig trockengelegt. Der Verein hat hohe Betriebskosten und ist derzeit bestrebt, die Ausgaben dafür zu minmieren. Daß Dach wie Fenster jedoch in einem maroden Zustand sind, erschwert das Ganze immens. KooperationenNach wie vor pflegt der Verein gute bis sehr gute Kontakte zu Künstleragenturen und anderen Einrichtungen außerhalb Leipzigs. Punktuelle Kooperation gibt es innerhalb Leipzigs mit vielen Kultureinrichtungen.In der Regionalgruppe der Landesarbeitsgemeinschaft soziokultureller Zentren arbeitet der Verein entsprechend seiner Möglichkeiten aktiv mit. Auch die Mitarbeit in der Leipziger AG Freie Träger wurde erhöht. ÄmterproblematikDer Verein schätzt die Kooperation mit dem Kulturamt als gut ein basierend auf der gegenseitigen Würdigung der jeweils geleisteten Arbeit. |
|