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Am 27.11.1997 fand im Conne Island eine Informationsveranstaltung statt, auf der bestehende Bedenken bezüglich des SpringtOifel-Konzerts am 6.12.1997 ausgeräumt werden sollten. Im Nachgang erreichten uns einige LeserInnenbriefe, die wir, zusammen mit einer Einschätzung von Kay, hier veröffentlichen:
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SpringtOifel, Hippies und gewaltbereite Turnschuhträger

Ich hätte nie gedacht, daß ein Punkkonzert die eingeschworene Kiezgemeinschaft südlich des Connewitzer Kreuzes so in Aufruhr bringen könnte. Das ganze Repertoire an Ressentiments gab’s da zu hören und zu lesen, von „abgehoben“ bis „arrogant“ von „faschistoid“ bis hin zu Vorwürfen, das C.I. würde Gewalt gegen Andersdenkende und -aussehende unterstützen oder mindestens billigen. Es wurde gar von militantem Angriff und einem Gegenkonzert gemunkelt. (Faschokonzerte zum Angreifen und Verhindern gibts mehr als genug.) Und wiedereinmal müssen diejenigen sich verteidigen, die etwas tun und nicht etwa jene, die in ihrer heimeligen Kiezwelt untätig sind. (Achtung, Polemik!)
brennendes peace-zeichen, 13.7k
Vielleicht meint der Begriff „Hippiekacke“, „Hippiesprüche“, „Hippieschweine“ ja lediglich die ganzen Mittelklassekids, die Ende der 60er ein bißchen mitschwammen, um vor der Karriere noch’n bißchen Spaß zu haben. – Zensi in einem Leserbrief im CEE IEH #25, September 1996
ARROGANZ? ABGEHOBEN? Wenn sich eine Gruppe von Personen gegen meistenteils haltlose Anschuldigungen verteidigt und das auch noch mit einer gewissen Polemik und Emotionalität, ist das arrogant. Gut, dann bin ich arrogant.
Wenn darauf hingewiesen wird, daß Vorfälle im Umkreis derartiger Konzerte nichts sind im Vergleich zu dem, was täglich in anderen Teilen dieser Stadt so an Gewalt gegen MigrantInnen und andere „undeutsch“ aussehende Personen passiert, ist das abgehoben. Gut, dann bin ich abgehoben.
Es ist bei weitem nicht so, daß Probleme die aus deratigen Menschensammlungen entstehen können, hier verharmlost werden, ganz im Gegenteil. Übrigens gab es, entgegen allen verbreiteten Horrorszenarien, im Umkreis des Springtoifelkonzerts lediglich einen bekanntgeworden Zwischenfall, bei dem noch nicht einmal klar ist, ob ein Zusammenhang zum Publikum des Konzertes herzustellen ist. Und unsere „Helden“ brauchten nicht eingreifen. Im übrigen werden Punkkonzerte im allgemeinen von uns mit einem extrem hohen Aufwand an Sicherheitsvorkehrungen bedacht.
Zu den an uns gerichteten Briefen: Missverständnisse kann es immer geben. Ich muß mich aber entschieden gegen Vorwürfe verwahren, das Conne Island würde Gewalt gegen Hippies oder, im allgemeinen, Andersausehende, fördern oder sonstwie unterstützen. Wir verschliessen lediglich nicht die Augen vor der Existenz derartiger Dinge. Und wir versuchen nicht durch die Konstrukion eines „Heile kleine Welt“-Kiezes, die spießiger und kleinbürgerlicher nicht sein könnte, unsere Ruhe zu finden. Und deswegen auch „Never trust a Hippie“. Und deshalb umschreibt der Begriff „Hippie“ in unseren Augen auch nicht per se langhaarige Jugendliche oder Freunde der Musikkultur der 60iger, sondern Menschen, die außer Geschwätz und angeblich rebellischem Habitus nichts weiter an sich haben oder tun, also die Mehrheit der derzeit existierenden Jugendkulturen, Punks und Skins eingeschlossen, ohne irgendwem die Existenzberechtigung abzusprechen oder die Pest an den Hals zu wünschen. Nur wer nichts macht, macht auch nichts verkehrt. Faschos sind nicht etwa „gewaltig gegen dieses oder jenes“, sondern gewaltig für etwas, ein reines, arisches, kleinbürgerliches, ruhiges Deutschland nämlich und sind demzufolge nicht an den Rändern der Gesellschaft zu verorten (weitverbreiteter Sozialarbeiterirrtum), sondern genau in der Mitte derselben. Ja, Rebellion ist erstmal gut, nur hat das, was Faschos so treiben, nichts mit Rebellion in unserem Sinne gemein, im Sozialarbeitersinne wohl (die armen Neubaukids ohne Perspektive etc.). Projekte werden in den meisten Fällen nicht durch „offene Feindschaft“ oder „Leute, die sich gegenseitig plattmachen“ zerstört, sondern durch das unreflektierte und unüberprüfte Aufbauschen von Gerüchten (z.b. der Vorwurf, Springtoifel wär eine Faschoband oder das Bild von den brandschatzenden kahlhaarigen Horden im Kiez vor und nach Oi-Konzerten).
Ja, es ist Hass gegen solche Leute vorhanden, wenn man unsere Ressentiments gegen „Hippies“ so nennen kann, noch mehr Hass allerdings ist vorhanden gegen jegliche Art von verdrehenden Darstellungen, Geschwätz und was der Dummheiten mehr sind.
„Minderheiten, die auf Sonderbänkchen sitzen“ und „die geballte Mehrheit derer, die sowieso die Meinung der Macher vertritt“ soll es bei der Informationsveranstaltung zu Thema Oikonzerte gegeben haben. „Ein Typ, der etwas gruftig oder anderswie nach Feindbild einer anderen Jugendsubkultur aussieht solle an Oi-, Ska-, und ähnlichen Konzerttagen nicht nur gefälligst zu Hause bleiben...“ wurde hernach konstatiert. Entweder ich war auf einer anderen Veranstaltung oder die zugebenermassen nicht gerade diplomatische Art einiger Leute ist Euch etwas zu derb eingefahren. Für besonders rücksichstvollen Umgang mit bösartigen Anwürfen waren wir noch nie bekannt und das ist gut so. Wenn ihr das Unfähigkeit zu Kritik/Selbstkritik nennen wollt, bitte, für uns ist’s Realismus.
„Um noch ein paar platte oder gar nicht so platte Parolen ans Ende zu setzen: RassistInnen und SexistInnen bleiben eben das was sie sind, egal ob sie Glatze haben, ein Iro ihren Kopf schmückt oder ihre Haare bis zum Arsch reichen – seien sie verfilzt oder durchgekämmt und Arschlöcher bleiben eben Arschlöcher“
Ja, verdammt nochmal, so ist es, meint ihr, das wär hier nicht bekannt?Kay


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last modified: 28.3.2007