Hallo Leute,
schon wieder haben wir einen offenen Brief verfaßt.
Es sieht leider so aus, als ob sich in unsere Szene immer mehr Gedankengut und
dementsprechende Äußerungen einschleichen, welche komplett unserem
politischen Ansatz und dem solcher Läden wie Jugendhaus Roßwein,
Leisnig, Glauchau etc. widersprechen.
Dies ist ja eigentlich nichts Neues und haut wahrscheinlich (besonders im
Westen) nicht gleich jede/jeden vom Hocker. Es gibt jedoch einen Anlaß,
welcher bei uns das Faß zum Überlaufen gebracht hat. Und weil es uns
nicht scheißegal ist, wenn die Hardcore-Szene jetzt völlig versumpft
und diese Idiotie toleriert, nutzen wir diesen Anlaß, um unserem Ärger Luft zu machen.
Der Stein des Anstoßes ist die von MAD promotete Tour der
holländischen Band Discipline. Nach den Vorfällen im AJZ Talschock
während einer Discipline Show und der allgemeinen Reaktion auf unseren
offenen Brief zu diesem Thema, hielten wir es für nötig, uns diese
Band einmal genauer anzuschauen. Also haben wir uns zuerst mal die Scheibe
guilty as charged reingezogen. Sofort fiel uns ein Text zum Thema
Sozialschmarotzer auf. Dieses wurde in gutbürgerlicher Talkshowtradition
behandelt und damit Sozialhilfeempfänger nicht nur aufs
Äußerste diffamiert, sondern auch zum Feind Nummer Eins
erklärt. Wie mit solchen Feinden zu verfahren ist, machen die
Jüngelchen aus Holland ziemlich deutlich. Sie wollen nämlich die
Straßen von solchem Gesindel säubern.
Von diesem Geseier schon ziemlich erregt, hielten wir es für angebracht,
uns mit dem Tourmanagement von Discipline MAD in Verbindung zu
setzen. Von denen erhielten wir die Antwort, daß die Platte auf das Alter
der Bandmitglieder zurückzuführen wäre und ihre
Äußerungen nicht allzu ernst genommen werden sollten. Außerdem
wurden wir darauf hingewiesen, daß Discipline in ihrer nächsten
Scheibe zu den Vorwürfen, welche nach der ersten von mehreren Seiten
kamen, Stellung beziehen würden.
Also suchten wir auf der Platte bulldog style nach einem solchen
Statement. Folgendes ist zu lesen: Discipline is a non-political band, so
fuck all you assholes, who try to explain our lyrics in a wrong way!. Die
Lyrics der Platte jedoch sind recht schwer falsch zu interpretieren. Beim Lesen
kann mensch echt nur die Galle hochkommen. Weder ist eine Distanzierung zu den
Texten der vorangegangenen Platte, noch ein Reifeprozeß zu spüren.
Ganz im Gegenteil! In einer widerlich, haßerfüllt-lächerlichen
Art wird versucht, sich als Skinhead-Hardcore-Band (Oh toll, Ihr wart mit
Business auf Tour!) zu etablieren. Opfer und Täter werden vertauscht und
Discipline zerfließen fast im Selbstmitleid unverstandener Kurzhaariger.
Wir kritisieren sie aber nicht, weil sie so tun, als wären sie Skinheads,
sondern weil ihre Texte vor Dummheit und Arroganz nur so strotzen. Soviel zur Stellungnahme.
Unserer Meinung nach ist es unverständlich, daß einer Agentur wie
MAD nicht auffällt, daß von Discipline fast im O-Ton sämtliche
Themen der Neuen Rechten aufgegriffen werden. Wir alle wissen zwar, daß
Hardcore wirklich nichts mit Hippiementalität zu tun hat, aber das
rechtfertigt noch lange nicht Äußerungen wie: (...) ihr
(Hippies) solltet konserviert und in ein Einweckglas gesteckt werden; Euch
sollte die Haut vom Gesicht abgezogen und als rare Kunst verkauft werden
(...). Damit nicht genug, wird im Lied death penalty die
öffentliche Exekution , (...) ohne Gericht, Verfahren und wortlos
(...), aller psychisch Kranken, die es nicht verdienen, sich
Männer zu nennen (Keine Ahnung, wie Mann sich das verdienen
kann!) gefordert. Bei Formulierungen wie (...) sollten von der Erde
gefegt werden (...) ist es auch scheißegal, wer damit gemeint ist.
Dabei werden grundlegende Menschenrechte mit Füßen getreten. Aber
davon halten die Jungs ja sowieso nichts: (...) dont give a fuck
about human rights (...). Und dann spielen sie sich auch noch als Retter
unserer Rentner auf, wenn sie im Song baldn beautiful zu
deren Schutz alle (...) Junkies, Perverse, Gammler und den ganzen
Abschaum (...) von der Straße kehren (...) wollen.
Im Gegensatz zur MAD-Aussage sind die Texte der zweiten Platte also noch
deutlicher (Zum Kotzen!) ausgefallen. Wohin diese Politik führt, und als
unpolitisch kann das ja wohl nicht bezeichnet werden, sollte uns allen klar
sein. Unserer Meinung nach ist die Agentur MAD durch die Unterstützung
einer solchen Band maßgeblich daran beteiligt, derart faschistoidem
Gedankengut in unserer Szene den Weg zu ebnen. Sie sollten sich endlich ihrer
Verantwortung bewußt werden und Stellung nehmen!
Wir hoffen auf rege Beteiligung an der Diskussion und breite
Veröffentlichung dieses offenen Briefes. Wir haben nämlich keinen
Bock, dieser Entwicklung weiter tatenlos zuzusehen.
Schnauze voll! Conne Island Team |