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Wir tasteten uns langsam ran (zwei Rocksteady/Ska-Allnighter bisher) und landen nun endlich im Epizentrum der englischen Clubculture: beim Soul Allnighter.
Wer von Euch schon immer mal den Bezugsgrößen jeglicher englischer „weißer“ Populärkultur auf die Schliche kommen wollte, hat dafür in musikalischer Hinsicht nun endlich die Gelegenheit. Was tatsächlich viele für ein unikates Machwerk der Blues Brothers halten und deshalb aus Unkenntnis zum Kult erheben, hat seine Wurzeln im Soul der Sechziger und Siebziger.
Noch in den Sechzigern war die Soulmusik in England nur den Mods und ihren Nachfolgern, den ersten Skins, vorbehalten. Mit dem Skinhead Spirit von ‘69, der Ska, Bluebeat und Rocksteady in die Szene brachte und ein Zusammengehen mit den Rudies der westinidischen Migrantengangs zur Folge hatte, trat die Soulmusik immer mehr in den Hintergrund. Ensprechend verschwand sie anfang der siebziger Jahre in den Nischen, die die Glam-Rock-Dinosaurier noch zuließen. Diese Freiräume fanden sich ausschließlich im Norden Englands, insbesondere in Lancashire und Yorkshire. Dort hielt sich die englische 70ies Soul-Szene über Wasser. Die Scooter Mods mit ihren Lambretta – und Vespa-Rollern waren in den Siebzigern eine Mischung aus 69er Skins und proletarischen Mods. Sie sorgten durch ihre Musikvorliebe für 60ies Soul und ausgiebige Parties – den Allnightern – für den Begriff Northern Soul.
Mit dem Mod-Revival in den Kreisen vornehmlich der englischen Working Class-Jugend ende der Siebziger erfuhren die Allnighter im Norden massiven Zulauf. Die Kleidungs- und Symbolcodes-Gesetze wurden zunehmend aufgeweicht, so daß sich unter dem Label Scooter Boy alle möglichen Leute sammeln konnten. Die Szene wurde anfang der Achtziger riesengroß. Überall gründeten sich Scooterclubs, fanden Allnighter statt. Das Musikrepertoire auf den Nightern erweiterte sich zunehmend auf Ska und Rocksteady. Selbst Oi! Bands wie Condemned 84 und The Business traten bei diesen Anlässen auf. Die Besucher kamen nun aus den verschiedensten Subszenen. Neben Mods und Scooter Boys waren es Punks, Psychobillies und natürlich Skinheads.
Für die Boneheads, die Naziglatzen vom damaligen NF-nahen „White Noise Club“ (Skrewdriver, Brutal Attack, Die-Hards, Ovaltinies, Peter and the Wolves), der aus der Faschoantwort auf „Rock Against Racism“ – dem „Rock Against Communism“ (R.A.C.) – entstand, waren die Allnighter und Scooter Meetings ein willkommener Angriffspunkt. So griffen beispielsweise 1986 in Great Yarmouth ca. 30 Boneheads, unter ihnen mehrere von der Skrewdriver Securitiy, Desmond Dekker auf der Bühne an.
Seit dieser Zeit gehören sporadische Allnighter zum kulturellen Pflicht-Programm in jeder englischen Stadt. Anfang der Neunziger gingen dann auch in Westdeutschland die ersten Soulnighter über den Dancefloor – inzwischen dort als feste Größen etabliert.
Wir hier im Conne Island haben uns mehr Zeit gelassen. Man denke nur an die Schwerstarbeit, nach Skakonzerten einem Soundsystem entsprechend zu frönen. Aber, wie bekannt, gut Ding will Weile haben. Und als hätten wir’s nicht geahnt, sind wir pünktlich zum Revival der berühmten Levi’s Sta Prest – „the Pants with the famous fit“ – mit dem ersten Soul Allnighter am Start. Dementsprechend kann nur folgendes Angebot gelten: Wer mit einer Levi’s Sta Prest erscheint, erhält freien Eintritt! (Am besten also Weihnachten um ein paar Tage vorverlegen und eine schenken lassen.)
Ralf


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last modified: 28.3.2007