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Warum? - zur Imad-Kündigung

Das Conne Island und die damit verbundenen Projektewerden von einer Vielzahl von Leuten getragen. Nun sehen wir es als News-Flyer-Team nicht als unsere Aufgabe an, über jede/n der/die geht bzw. hinzukommt und die dafür existierenden Gründe zu berichten. In Ausnahmefällen entsteht jedoch eine geradezu zwingende Notwendigkeit. Diese erscheint uns im Falle Imad gegeben. Zum einen bedingt durch die Geschichte des Conne Islands über die Reaktions-Konzerte bis zu einem der anerkanntesten HC-Läden in der BRD und der damit verbundenen Rolle Imads, zum anderen in den personifizierten Vorwürfen, welche natürlich auch den Laden betrafen. Schwierigkeiten ergeben sich aus der Tatsache, daß keiner von uns bei der mehr oder weniger öffentlichen Debatte im Conne Island um Imads STASI-Vergangenheit dabei war, und auch das Wissen um die Ungereimtheiten bei der Führung der Reaktions-Kasse entsprang persönlichen, oft vertraulichen Gesprächen. Auch der Vorwurf der Machtbündelung in Imads Händen,ist differenziert zu betrachten, denn - und dies entspricht der Realität des Zeitraumes über den wir auf Grund eigener Mitarbeit am Projekt berichten können - er beteiligte sich nur selten an richtungsweisenden Disskussionen und hielt sich als Person gegenüber Neueinsteigern im Projekt zurück. Natürlich hatte er in seiner Funktion am Laden einige Entscheidungsgewalt. Vor allem beim Dealen von HC-Konzerten und den damit verbundenen Kontakten mit den Agenturen machte sich dies bemerkbar. Das die, nennen wir es nun Macht oder Entscheidungsgewalt, nur geringfügiger Kontrolle unterlag, ist eher ein Defizit aller anderen im Projekt integrierter Personen. Die Gründe für die von ihm erfolgte Kündigung liegen unserer Meinung nach also nicht hauptsächlich in den durch STASI-Akten aktualisierten Fakten betreffs der Mitarbeit bei den DDR-Sicherheitsorganen, sondern sind eher in der fehlenden Idendifikation mit dem Gesamtprojekt und den damit verbundenen Problemen zu suchen. Sichtbar wurde dies in der Vernachlässigung der von ihm abgedeckten Arbeitsbereiche, das schon angesprochene fehlende Engagement zum Beispiel bei der Disskussion über Anspruch und Sinn der Arbeit im Conne Island. Aber auch bei dem Konstruieren von Rausdrängungsabsichten, welche andere am Projekt beteiligte im Kopf hätten und das durch das penetrante persönlich-nehmen rein arbeitstechnischer Kritik augenscheinlich wurde, hat er auf jeden Fall einen Anteil gehabt. All dies kam nicht plötzlich, spielte sich vielmehr über einen längeren Zeitraum hinweg ab und spitzte sich letztendlich in fast unerträglichem Maße zu. Natürlich hätte viel eher auf eine Disskussion der Thematik in der Montagsrunde gedrängt werden müssen, welche erst dann zustande kam als die Kommunikation zwischen denen überhaupt nicht mehr intakt war, die für die wichtigtsten Breiche des Projektes Verantwortung trugen. Einer davon war Imad. Das gewollte konstruktive Kritik und Überlegungen über Umverteilung bezahlter Stellen, bezogen auf Imad und seine Freundin, welche ebenfalls am Projekt tätig war und »wegen des schlechten Ladenklimas« bereits zwei Wochen vorher gekündigt hatte, zu persönlichen Anfeindungen, die jeglichen Willen zur Lösung von existentiellen Problemen vermissen ließen, führte, war ausschlaggebender Anlaß, Imad mit diesen Tatsachen in der dafür angebrachten Öffentlichkeit zu konfrontieren. Die Reaktion darauf war von einer erschreckenden Ignoranz für Verantwortung geprägt. Imad bekam für seine Arbeit Geld und es mußte einfach davon ausgegangen werden, daß dies in ideeller Übereinstimmung mit seinen Lebensansichten stand. Er war Bestandteil eines Kollektivs, indem die meisten als sozial unsicherere ABM-Stellen-Inhaber oder kostenlos einen beachtlichen Teil von Aufgaben abdeckten. Er wußte um seine Fähigkeit zu überzeugen und zu beeinflussen. Er wußte, daß viele am Laden Mitmachende eine verteidigende Haltung gegenüber Vorwürfen zu seiner Person und seiner Rolle im Conne Island einnahmen, weil sie das, was er für die HC-Subkultur in Leipzig getan hat und immer noch machte schätzten. Er wußte, daß durch die Tatsache, daß seine Freundin ebenfalls eine ABM-Stelle im Projekt hatte, eine existentielle Sicherheit vorhanden war, die leider nicht als Verpflichtung begriffen wurde. Natürlich können sich Idendifikationen ändern und die Arbeit am Projekt ist dann nicht mehr auch ein Stück Selbstverwirklichung. Aber warum wird die Chance zur Erklärung nicht genutzt, warum ein Deckmantel nach dem anderen geschaffen, statt Tatsachen offen zuzugeben und nach Auswegen zu suchen. Diese Chance wurde selbst dann verspielt, als bereits die schwerwiegendsten Vorwürfe hervorgebracht wurden und mit dem zusammentrafen, was bereits viel früher in einem größeren Rahmen hätte diskutiert werden müssen. Nicht unbedingt die durch den Bericht im ZAP neu aufgetauchten Vorwürfe betreffs IM Schwarz, dies war nun mal Sache der damals betroffenen Personen, vielmehr vernachlässigte Arbeit und die Gründe dafür. Aber es erfolgte nicht einmal der Versuch einer Rechtfertigung und dies spricht nun einmal nicht für Imad. Es gibt jedoch noch einen ganz anderen Aspekt, welcher keinesfalls unbeachtet bleiben darf. Für Imad ist sicherlich eine Welt zusammen gebrochen. Er gehörte zu denjenigen, welche die gesamte Szene-Entwicklung miterlebten und -beeinflußten. Vom Punk in der DDR bis zum HC in den Neunzigern - er war damit verbunden. Die Debatte um seine Person die szenespezifisch durchaus hier im C.I. disskutiert werden soll, darf nicht außer acht lassen, daß Imad die Person ist, die durch den Umstand der Kündigung und all der persö nlichen Konsequenzen, die sich für ihn daraus ergebenbereits sehr viel verloren hat. Rachegelüste sind einfach nicht angebracht.

Anzumerken wäre noch, daß die Art der Betrachtung wie sie hier erfolgt ist nur Meinungen der News-Flyer-Gruppe widerspiegelt und keinesfalls die gesamte Ladenmeinung reflektiert.


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last modified: 28.3.2007