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Skateboarding is not a Crime

oder: Wie bekomme ich einen Skatepark

Teil 3

Teil 1 Teil 2

In diesem Heft nun der letzte Beitrag in der unter obigen Namen laufenden Reihe! Da im September bekanntlich der erste Contest auf dem Gelände des Conne Island stattfindet und somit auch ein gewisses Ende in Sachen -Bau von Skateboardanla- gen - erreicht ist, bin ich der Meinung, ein zeitlich passenderes Ende nicht finden zu können. Die Arbeiten an der Anlage sind aber damit noch lange nicht beendet, es gibt auf Dauer immer etwas zu tun. Wartung und Plfege gehören genauso dazu wie der Bau ansich.

Doch zurück zum eigentlichen Thema:
Stand der Dinge war die Finanzierung der Anlage seitens der Stadt mittels Projektgelder. Das von der Stadt gewährte Projektgeld mußte binnen zweier Monate ausgegeben sein, da sonst die Restgelder in den Haushalt zurückgeflossen wären und den Skatern dort nicht mehr dienlich sein konnten. Die späte Zahlung der Projektgelder (Nov. '93) brachte uns aber gleich in doppelte Zeitnot. Die Planung und der Einkauf von Materialien, Leistungen und Maschinen mußte schnellstmöglich vonstatten gehen. Ein anderes Handicap war die Jahreszeit. Sie brachte gleich 2 Probleme mit sich:

1. Das zur Errichtung der Outdoorrampen notwendige Kiesbett von 14x20x0.4m mußte vor Einbruch der ersten Bodenfröste "stehen". Es hieß also binnen kürzester Zeit 112 m3 Muttererde zu bewegen und ebensoviel Kies. Da aber zum Bedienen eines Baggers gottseidank kein von bescheißenden oder auch nicht dies tuenden Fahrschulen abhängiger Wisch erforderlich ist, war dieses Problem durchaus lösbar.

2. Die bis dato existierende Indoorminiramp war inzwischen durch die doch schon beachtliche Zahl von aktiven Skatern aus nah und fern teilweise derb überlastet. Der Fahrbelag sah auch dementsprech- end aus, obwohl er zwischendurch schon einmal durch druckimpreg- niertes Sperrholz (sog. Siebdruckplatten) ersetzt worden war.

Das Alles im Zeitraum der Planung für die große Outdooranlage. Was blieb mir anderes übrig, als alles mit einander zu koordinieren. Die Gelder für den Materialaustausch für die kleine Indoorramp wurde von den Skatern durch Auftritte und Sammlungen selbst erbracht. Und was lag näher, so schnell wie möglich eine neue, größere, schönere und bessere Indoorminiramp zu bauen???

Innerhalb von 4 Wochen war auch dies erledigt, so daß die Rampen im Saal Silvester '93 in der Form, wie es auch heute noch möglich ist, das erste Mal befahren werden konnten. Am Ende allen Mühens blieb nur noch das Problem der nicht berücksichtigten Ausgaben für die TÜV-Abnahme der gesamten Anlage, da dies nicht mehr in den Geldausgabezeitraum und die ordnungsgemäße Erarbeitung der Rechnungslegung fiel. Die TÜV-Gebühren sind noch heute ein kleines Problem. Die Abgabe der schriftlichen Abrechnung konnten wir noch bis in den April '93 herauszö gern, so daß es an dieser dann von Amtswegen keinen Anstoß mehr gab. März '93 liefen dann unsere ABM-Stellen aus, was einen Teil der zum Bau eines solchen Projektes benötigten Kraft in etliche andere Wege leitete. (Dies betraf aber sicher nicht nur mich, sondern auch etliche andere "Ladenmitarbeiter"!)

Äußerlich sichtbare Erfolge waren demzufolge nicht mehr so häufig, wobei gesagt werden muß, daß eine Rampe erst nach Unmengen von Sägevorarbeiten o.ä. aufgestellt werden kann. Der Hauptteil der Arbeit ist somit nicht so offensichtlich wie die letztendliche Aufstellung der Rampe selbst. So manches Mißverständnis ist daher durchaus verständlich. Abgesehen davon waren die nächsten Stationen der Bau der großen Bank vor der ehemaligen Freilichtbühne (jetzt Werkstatt) und das Wechseln des Fahrbelag jener kleinen Quarterpipe aus der ehemals elterlichen Wohnung, die im ersten Beitrag erwähnt wurde. Kaum waren diese Arbeiten beendet, der Sommer '93 war schon fast vorbei, sollte das zumindest von seinen Ausmaßen her größte Sk8- Rampenprojekt der C.I.- Anlage entstehen.

Die Halfpipe !!!
Mit 3.30m Höhe, 8m Breite, 3m Radius, 30cm Vertikale, 5m Flat, 1.50m Table und somit mit einer Länge über alles von 14m die größte Halfpipe in den 5 neuen Bundesländern, ein gigantisches mit sehr viel Arbeit verbundenes "Ding". 3,4,5, ich weiß nicht mehr wieviele, Monate wurden im stillen Kämmerlein (in unserem Fall in der Garage, in der jetzt der neue Club entstehen soll) Platten, Latten, Balken und Leisten auf's richtige Maß gebracht. Unter anderem mußten aus 2,5cm starken und 1,22mx2,44m langen Sperrholzplatten 3 oder 4 kreisausschnittförmige Teile herausgesägt werden, die dann versetzt zusammengeschraubt jenen Viertelkreis ergeben, die an der HP (Halfpipe) als Rundung sichtbar sind. Rechnet man ein wenig nach, so ergibt dies rund 20 Platten, die da zersägt werden mußten. Wer Ähnliches schon 'mal mit solchem Holz tat, kann sicher den Zeitaufwand nachvollziehen. Und dies alles im Winter bei Außentemperaturen und mit nur einer Stichsäge!

Aber irgendwann war das letzte Kreisstück ausgesägt, alle acht Seitenteile zusammengesetzt und die notwendigen Balken bearbeitet, so daß der Zusammenbau beginnen konnte. Als Erstes mußte auf den recht uneben verlegten Betonschwellen bzw. Steinen ein Balkengerüst errichtet werden, auf dem dann die eigentliche Pipe steht. Die nächsten Schritte waren dann:

  • Befestigen bzw. Abstützen der Seitenteile
  • Einsetzen der Transitionquerbalken
  • Aufstellen der Tablestützen
  • Aufsetzen der Tablequerbalken
  • Befestigung des Coupings und
  • Aufbringen der Flatquerstreben
(Wer weitere Einzelheitenwissen möchte, sollte sich an mich direkt wenden. Dies gilt sowohl für alles bisher Aufgezeichnte, als auch für alles Weitere.)

Jetzt stand die HP im Rohzustand, sozusagen als Skelett und sah schon sehr interessant aus.
Die noch fehlenden 3 Belagschichten wurden in den nächsten 2 Monaten mit 1000en Schrauben, etlichen Eimern Holzleim und vielen kalten Händen und Füßen auf dem Gestell befestigt.
Anfang Dezember war es dann soweit. Nach etlichen Jahren hoffnungsloser Träumerei und ungeduldigen Wartens stand die erste HP in L.E.ipzig. Im Endeffekt zwar von der qualitativen Verwirklichung nicht so ideal wie erwartet, aber immerhin eine Halfpipe und sowieso ist ja aller Anfang schwer! Danach ward erst einmal ein recht kalter und kräftiger Winter, die Verlängerung unserer ABM-Stellen nach einem 3/4 Jahr ihres Auslaufens immer noch nicht durchgeboxt und Snowboardfahren angesagt.

Kaum waren die letzten Schneereste weggetaut und die ersten wärmeren Sonnenstrahlen spürbar, sollte, mußte, konnte die nächste Rampe in Angriff genommen werden. Besser gesagt, es war eine ganze Rampenkombination bw. ein Rampenpark, die/der entstehen sollte. Zumal fast alle das Skaten bei Kunstlicht auf der Indoorminiramp im Saal satt hatten. Dem voran ging das Aufstellen der Pyramide (jener Kasten mit den schrägen an der Seite, der auf gleicher Höhe mit dem Lagerfeuer sich befindet). Erster Schritt für das Minirampdreieck, das Gebilde neben der HP, war der Bau einer neuen Quarterpipe anstelle des alten Metallgestells, welches ich im ersten Teil erwähnt habe. Daran schloß sich der Bau der ersten Outdoorminiramp an. Nach Fertigstellung dieser, oder sagen wir mal Fastfertigstellung, denn von fertig zu reden, macht erst Sinn nach Beendigung der gesamten Kombination, wurden die Seiten- und Stützteile gesägt. Nebenbei ersetzten wir die alte Quarterpipe auf der dem Volleyballfeld zugewandten Seite durch 2 zu einer Hip kombiniert neue Rampen. Zu diesem Zeitpunkt (Frühj. '94) stellten wir fest, unser noch zur Verfügung stehende Materialhaufen war mächtig geschrumpft. Und freiwillige oder auch unfreiwillige Materialspenden machten sich erforderlich. Dank dabei an Breakdancer BE, der uns schon mit so manchem Haufen Balken ausgeholfen hat. Der Zusammenbau des Minirampdreiecks zieht sich seit dem bis zum heutigen Zeitpunkt hin, da wie bei der HP ein Grundgestell von Nöten ist. Desweiteren sollten an den Berührungspunkten des Minirampdreiecks keine Lücken entstehen, sondern alles geschlossen sein. Das Alles war und ist mit zeitintensiven Fummelarbeiten verbunden. Aber der Termin zur Fertigstellung des Outdoorskateparks steht und somit ein gewisser Zeitdruck auch, denn am 16./17./18. September soll sie steigen, die größte Skateboardingparty, die Leipzig je erlebt hat.

Um auch im Winter oder bei schlechtem Wetter HP fahren zu können, hat uns die Firma eines Skater-Vaters eine weitere Spende von DM 6000.- zukommen lassen, die in eine alles überdachende Plane nebst Gerüst investiert wird. (Die 6000.- werden alledings schon allein für die Plane draufgehen!!!) Ich denke, wenn Ihr irgendwann da draußen einmal eine Skathall stehen seht und Euch wundert, wie die wohl entstanden ist, ist es an der Zeit den dann aktuellen News Flyer zur Hand zu nehmen und eine weitere Geschichte aus meinem Leben zu lesen.
GO II



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last modified: 28.3.2007