lemonbabies
Popcorn nach Wunsch?

Einige versprengte Ex-Indie-Gestalten können sich vielleicht noch daran erinnern, daß die Band The Lemonbabies ende der Achtziger – in der Zeit der Indie-Agonie – mit ihrem damaligen Sixties-Trash für einige Randnotizen in den einschlägigen Gazetten und Rundfunksendungen sorgte. Sie galten recht schnell als dazugehörig.
Drei Platten weiter ist schon 1998 und der Trash auf ihrem aktuellen Album „porno.“ soweit zurückgenommen, daß die Lemonbabies ohne „the“ auskommen. Die entscheidende Hinwendung zum Pop gilt dabei nicht als unikat, sondern als Regel-gerechte Entwicklung, die sie vermutlich nicht als solche wahrnehmen. Vier Frauen – eine Band. Der vorprogrammierte Angriff der dümmlichen Medienkrake – remember: jede Frauenband ist eine Girlie-Truppe – erntetete bei der Band eine gehörige Portion Ironie.

Als ausnähmliches Signing auf dem Fanta 4-Label „Four Music“ fand die Band 1997 jene Heimstatt, von der alle Musikusse träumen: guter Deal, Kümmerlinge beim Label und genügend Freiheiten ohne Knebel. Daß diese Tatsache jedoch nicht davor feit, ins Fettnäpfchen zu treten, bewies mir ein MTV-Auftritt, der die vier Frauen unwiderruflich auf das reduzierte, was sie eigentlich vermeiden wollen: vier Tussies, die nur Mode, Klamotten und ihren eigenen Körper im Schädel haben. Nun ließe sich leichtsinnig vermuten, daß man dies nur zum Gefallen der MTV-Regie tat, deren geistiges Niveau sich ebenso wie das von VIVA niemals über die Dummheit der Moderatoren erheben darf. Aber das griffe zu kurz. Die Verantwortung einer Band besteht in der Öffentlichkeit rundum. Wenn die Lemonbabies vorgeben, „das Wesentliche, den Kern (nicht) aus den Augen zu verlieren“, ohne zu erklären, was dieser denn sein soll, ist Skepsis durchaus angebracht. Zumal sie selbst erklären, sich „für selbsbewußten Spaß ohne Grenzen“ entschieden zu haben: Bekanntlich ist dieser heutzutage so leicht zu bekommen wie eine Portion Popcorn – je nach Wunsch und billig, aber geschmacklich immer gleich. Ralf

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