home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt
[21][<<][>>]

Di Iries

di iries, 12.8k

Ja, es war das Jahr des Trip Hop - des Wiggly Woo und des Flexistensialism, das Jahr der ewigen Innovation. Dagegen wirkt Reggae inklusive seiner Subformen im Clubkontext richtig unterrepresentiert und konventionell. Fälschlicherweise, denn betrachtet man hiesige Labelgrößen wie Sound Navigator oder Incoming!, Soundsystems wie Silly Walks oder Concrete Jungle und nicht zuletzt Di Iries als Prototypen des neuen deutschen Reggae-Verständnisses im Geflecht des internationalen Bassnetzwerkes, dann ist wieder Frühling im Lande.


a) Di Iries aus Hamburg - „Das urbane Theorie und Dubnis Gerüst“

Die coolste Sache die Europa je wiederfahren ist, ist die Immigration, erklärt die Asian Dub Foundation und setzt damit direkt das Fundament, nämlich den Austausch kultureller Inhalte und Spannungen, für die Inspirationsquelle der Iries im Speziellen und für die Club-Culture im Ganzen. In dem Zusammenhang, mit der Mischung aus Experimentierfreude, jamaikanischen Pathos und dem Bekenntnis nicht zu leugnen, daß es sich um weiße Großstadtmusik handelt, schaffen die Iries Ausgangspunkte, die sowohl mit deutscher Synthie- als auch atonaler Rhythmusmusik spielen. Deren Bestandteile werden im Dunstkreis der Bassline bearbeitet und codiert in das Soundgerüst eingefügt. Der Nachweis, daß Reggae in D-land authentisch sein kann, ist erbracht und begründet sich auch in der Selbstklassifikation (Promo) der Band. Die fällt ähnlich einem Jongleur aus, der mit den Stilen, wie mit Bällen arbeitet und diese auch mal höher wirft als erlaubt. Die Abgrenzung zum Original (aus Kingston) soll schon eindeutig verlaufen, denn die Hamburg-Massive ist nicht Jamaika. „Gemeint“ und nicht nur gesagt ist die Eigenständigkeit der Macher, ohne musikideologische Beschränktheit wurde nach dem Debut-Album mit Alpha&Omega „The Signs“ eingespielt und kam im englischen NME auf Platz 29, Iration Steppas spielten in Hamburg und der Sound Navigator Sampler kam heraus. Hamburg mauserte sich zum Soundsystem-Mekka, bei dem Veranstaltungen wie der Dub Club oder die Dub Conference den Höhepunkt der Vitalität darstellten.
Das der urbane Großstadtsound der Iries in seiner Form aus dem Sound-Navigator Studio/Rote Flora, also einem linken Zusammenhang entspringt, steigert nur den Respekt.

b) Worry Not - „Dancehall vs ...?“

Das neue Album „Worry Not“ bietet dem Dancehall das größte Forum, ist „bewußt gegen die Erwartungshaltung der Hörer produziert“. Wen wunderts, personifiziert die Band doch gleichzeitig die Soundsystems Silli Walks und Irie HiFi. Wer Di Iries in Four to the Floor eingebettet sehen wollte, muß entäuscht weiter Dreadzone frönen und kann die Ironie, der das Cover einnehmenden Koboldaffen entschlüsseln. Non-trendy, musikalisch fast, aber nicht ganz an Greensleves Rec., Bounty Killer und Buju Banton orientiert, ohne sich dabei auf einer Retro/Revivial-Schiene zu befinden, rattert da ein ziemlich trockener Riddim-Zug entlang. In dem Sinne eine ewige Collage aus Sound, Rhythmik und Dynamik, dem durch die Toaster bzw. Co-Produzenten die Krone aufgesetzt wird. Denn da wären Gentleman, Daddy Teacha, Claudia Gonzales, Weep Not Child, ..., die die musikalischen Verwandschaft zwischen Roots und Hamburg, zwischen London und Freestyle demonstrieren.
Naja, wie sagt man; REEEEEWIND!

Sebastian


home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt |
[21][<<][>>][top]

last modified: 28.3.2007