CEE IEH and
bonjour tristesse
go Zoro!
Eine Erwiderung auf Conne Island goes Zoro und andere Texte zur Wertmüller-Absage des Conne Island sowie eine Erklärung zum Eingriff des Plenums in die Redaktions-Autonomie des CEE IEH
Über Polemik kann man bekanntlich geteilter Meinung sein. Manche mögen sie,
andere nicht. So lobten einige von uns das Papier Conne Island goes
Zoro als ein Wunderwerk der brachialen Polemik und feinen Ironie;
die meisten, darunter selbst viele Wertmüller-Fans, befanden es hingegen
für nicht diskussionswürdig. In der Regel jedoch hat Polemik gegen
das Conne Island ihren Platz im Plenum und im CEE IEH. Denn sie hat, wenn sie
gut ist, einen wahren Kern und ihre Übertreibung ist zu offensichtlich, um
sie wörtlich zu nehmen.
Mit ausgemachten Lügen und Diffamierungen hingegen sollte man anders
umgehen. Diesen wollen wir im CEE IEH keinen Platz einräumen. Und auch
anderswo wären wir froh, wenn sie keine Verbreitung fänden. Dies war
der Grund, warum sich das Conne Island-Plenum dafür entschied, in die
Redaktionsarbeit des CEE IEHs einzugreifen. Geplant hatte die Redaktion eine
Sonderausgabe mit sechs Texten gegen die Wertmüller-Entscheidung, die sich
inhaltlich soweit sie zum damaligen Zeitpunkt schon vorlagen
nicht sonderlich voneinander unterschieden und die etliche Lügen und
Diffamierungen enthielten. Die Redaktion wurde auch vorab detailliert auf die
betreffenden Stellen in den Texten hingewiesen. Ein Text wurde daraufhin
stillschweigend verbessert, ein anderer zurückgezogen, weitere wurden
nicht verfasst; auf den Abdruck von Rettet das Conne Island! des
ehemaligen Conne Island-Geschäftsführers jedoch bestand die
Redaktion. Um Texte, die Wertmüller kritisiert oder zumindest die Conne
Island-Entscheidung verteidigt hätten, bemühte sich die Redaktion
nicht, so dass lediglich der Abdruck des Plenums-Textes Zur Absage der
Veranstaltung mit Justus Wertmüller geplant war. Während eines
gemeinsamen Montagsplenums von CEE IEH-Redaktion und Conne Island einigten sich
beide Seiten, dass die Redaktion entweder auf den Abdruck des Textes verzichtet
oder die Diskussion darüber vertagt wird und aufgrund des schon
verstrichenen Redaktionsschlusses ein Heft erscheint, welches nicht von der
Redaktion betreut wird. Die Redaktion entschied sich daraufhin auf einem
eigenen Plenum für Variante eins.
Es ist müßig, sich mit den zahlreichen Texten auseinanderzusetzen,
die zur Wertmüller-Absage durch das Conne Island geschrieben wurden, da
die meisten von Personen und Gruppen stammen, die nicht bei der Entscheidung
dabei waren und deren Texte offensichtlich auf falschen Informationen beruhen.
Unwissenheit schützt in diesem Fall vor Strafe, sprich einer Widerlegung
dieser Texte durch uns. Gleichzeitig sind diese Texte, die allesamt auf der
Bahamas-Seite dokumentiert sind, in einem Furor geschrieben, den man einfach
nur ignorieren kann.
Ernst nehmen können wir lediglich die Texte, die von Personen verfasst
wurden, die unser Plenum besucht haben. Weil diese Texte, auch wenn sie
teilweise später erschienen sind, dafür verantwortlich sind, dass
andere Gruppen meinten, das Conne Island derart verteufeln zu müssen. Und
weil diese Texte sich an dem messen lassen müssen, was die VerfasserInnen
im Plenum gesagt und gehört haben.
Um nicht unnötig Papier zu verschwenden, beschränken wir uns im
folgenden nur auf jeweils ein bzw. zwei Beispiele aus den Texten des
Bündnis gegen Antisemitismus und der CEE IEH-Redaktion, die im CEE IEH
#183 veröffentlicht wurden.
Das Bündnis gegen Antisemitismus schreibt in seinem Text Viefalt tut
gut: Den Reigen eröffneten Mitglieder des
Antifaschistischen Frauenblocks Leipzig' (AFBL) mit den Vorwürfen
Rassismus', Sexismus' und mangelnder Diskussionskultur'. Als
Beleg wurden einige aus dem Zusammenhang gegoogelte Zitate von Justus
Wertmüller angeführt. Dies ist aus mehreren Gründen falsch:
- Die Erwähnung der gegoogelten Zitate erfolgte beim letzten, dritten
Plenum zum Thema. Der Reigen wurde damit also nicht eröffnet, sondern
beendet.
- Die Erwähnung erfolgte von einer Person, die nichts mit dem AFBL zu tun
hat.
- Die Mitglieder des AFBL, die tatsächlich den Reigen eröffneten,
sprachen nicht als AFBL-Mitglieder, nahmen keinen Bezug auf das AFBL und sind
gleichzeitig Mitglieder vieler anderer Gruppen und Zusammenhänge (wie z.B.
der Mailingliste des Bündnis gegen Antisemitismus, auf der die Wochen
zuvor schon eine sehr heftige Debatte zu Sarrazin und Wertmüller tobte,
weswegen genau diese Personen dann auch mit ihrer Kritik an Wertmüller den
Reigen eröffnen konnten.) Sie als AFBL-Mitglieder zu bezeichnen, ist
einfältig und übel (weil beim Schreiben eine Frauengruppe
ausgewählt wird und dabei unterschlagen, dass sich auch Männer
und Frauen, die nicht im AFBL sind gegen Wertmüller
ausgesprochen haben).
- Das Problem an der Äußerung der einen Person war im übrigen
nicht das Ergoogeln der Zitate. Was soll schon schlimm daran sein, Google zu
benutzen? Bedient wird mit dem Verweis auf die gegoogelten Zitate das
Ressentiment, das Conne Island habe ressentimentgeladen entschieden, was
insofern falsch ist, da das Conne Island-Plenum von Beginn an, mit
Eröffnung des Reigens, anhand von vier Bahamas-Texten diskutierte, die
allen Beteiligten vorlagen. Das Problem war vielmehr der Inhalt der
gegoogelten Zitate. Es handelt sich dabei nicht um Originalquellen, sondern um
einen kritischen Bericht über einen Kongress der Bahamas, der für uns
unüberprüfbare Aussagen Justus Wertmüllers kolportierte.
- Unterstellt wird also, das Conne Island habe in seiner Gesamtheit,
basierend auf Internetgerüchten, eine Entscheidung gegen Wertmüller
getroffen, wohingegen es doch so war, dass den gegoogelten Zitaten einer
Einzelperson in der Diskussion keinerlei Bedeutung beigemessen wurde. In
Wirklichkeit versuchte das Plenum fast durchgehend anhand der vorliegenden
Bahamas-Texte und persönlicher Veranstaltungserfahrungen mit Justus
Wertmüller zu diskutieren.
- Das eine Argument der Einzelpersonen contra Wertmüller war also
in den Augen des BgA unangebracht. Aber in einer erregten Diskussion sagen
Einzelpersonen falsche, dumme, unreflektierte Dinge. Wenn aber das Bündnis
gegen Antisemitismus als Gruppe einen sachlich klingenden Text verfasst, ist es
peinlich, wenn sich solche Stellen im Text finden. Noch viel peinlicher wird
das ganze allerdings, wenn das BgA, von uns auf diesen und viele andere Fehler
in ihrer Erklärung angesprochen, nicht reagiert, gleichzeitig aber
dienstbeflissen die Kritik von anderer Seite pariert, nämlich die
treffende Beschreibung von Wertmüllers Diskussionsverhalten als
pöbelnd aus ihrem Text nimmt. Die VertreterInnen des BgA gaben im
Conne Island-Plenum öfter zu verstehen (mal offen, mal unter der Hand),
dass das Auftreten von Justus Wertmüller natürlich nicht ihr Stil
sei, man selbst, soviel Bildungsdünkel trägt man mit sich herum,
natürlich viel reflektierter und fundierter schreiben und reden
würde. Und so schrieb man es dann auch in die erste Fassung der eigenen
Erklärung Vielfalt tut gut. Nur hat dem BgA diese Selbstzensur
nichts genutzt, schließlich wurde ihr Text bislang nur im Programm-Heft
des geschmähten Conne Island veröffentlicht, die Bahamas hingegen
hält ihn selbst in der überarbeiten Fassung nicht mal für
verlinkungstauglich.
Seit dem 11.01.2011 muss auch das Conne Island nach der Bahamas googeln:
Die Papierausgabe wurde andernorts eingelagert.
Die CEE IEH-Redaktion schreibt in ihrer Stellungnahme
Unsere Insel
stinkt von antirassistischen und antisexistischen Kräften, die
ihr schon lange das Leben schwer machen würden, und tut durchgehend so,
als habe sie mit der Conne Island-Entscheidung und dem Plenums-Papier zu dieser
Entscheidung nichts zu tun und sei darüber hinaus überrascht, wie man
auf die Idee kommen kann, Wertmüller zu kritisieren. So müssen wir
z.B. am Ende ihres Textes folgendes lesen: Am Ende der Conne Island
Stellungnahme mussten wir zudem Folgendes lesen [...]. Dazu ist folgendes zu
sagen:
- Bei den Plena zur Wertmüller-Diskussion waren auch Mitglieder der CEE
IEH-Redaktion anwesend, die in Bezug auf die Veranstaltung keine gemeinsame
Position vertraten, sich also z.T. auch gegen die Veranstaltung mit
Wertmüller aussprachen. Die anwesenden Redakteure haben die
Plenumsentscheidung letztendlich mitgetragen. Da es keine Konsensentscheidung
gab, haben zwar die Redakteure, die sich für die Veranstaltung
aussprachen, die Entscheidung nicht gut geheißen, aber sich trotzdem
damit abgefunden, dass sie so fällt. So wie alle anderen im Plenum.
Andernfalls wäre die Diskussion nämlich fortgesetzt und die
Entscheidung vertagt worden. Auch die Stellungnahme des Conne Island-Plenums
wurde von Redakteuren des CEE IEHs mit verfasst und diese Erklärung
wurde übrigens im Konsens verabschiedet, d.h. die anwesenden
Redaktionsmitglieder haben sie ausdrücklich mit unterzeichnet.
- Gerade weil das Plenum keine Einigkeit über die geplante
Wertmüller-Veranstaltung herstellen konnte, ist die Conne
Island-Erklärung so nichtssagend ausgefallen. Denn mehr als: Wir
konnten uns nicht einigen wollte diese Erklärung nicht ausdrücken.
Dies weiß auch die Redaktion. Sie nutzt diese gewollte Inhaltslosigkeit
des Textes als Steilvorlage für die notorische Lüge, die Diskussion
selbst sei argumentfrei, nämlich mit dem bloßen Vorwurf des
Rassismus/Sexismus geführt worden.
- Dabei weiß die Redaktion genau (wenn sie mal die Geschichte ihres
eigenen Heft ein wenig ernst nehmen würde), dass es diese Argumente gegen
Wertmüller sowohl im Plenum als auch im CEE IEH schon zur Genüge gab.
So war es nach der letzten Wertmüller-Veranstaltung im Conne Island z.B.
so, dass nicht etwa das Conne Island Kritik an Wertmüller
äußerte, sondern die einladende Gruppe AKG, die sich im darauf
folgenden Streit über die Veranstaltung auflöste.
- Feministische und antirassistische Kritik an den Positionen von
Wertmüller & Co. hat es oft im CEE IEH gegeben auch zu Zeiten
der aktuellen Redaktion. Wer des Lesen mächtig ist, kann diese zur
Kenntnis nehmen. Man kann diese im CEE IEH veröffentlichte Kritiken an
Wertmüller falsch finden und zu widerlegen versuchen, aber wer weiterhin
behauptet, es gäbe sie nicht, lügt und hat offensichtlich selbst
keine Argumente. Wenn die Redaktion, die mit der Herausgabe der
Antirassismusbroschüre Interventionen die einzig wahrnehmbare
antirassistische Kraft der letzten Jahre am Conne Island ist, Antirassismus
plötzlich für bedrohlich hält, sollte sie als erstes ihre
Broschüre aus dem Verkehr ziehen.
Zum Schluss noch eine Klarstellung, für diejenigen, die das Conne Island
nicht kennen. Der Versuch, mit politischen Kriterien über Bands und
ReferentInnen zu urteilen, hat natürlich immer etwas willkürhaftes.
Dies nehmen wir aber in Kauf, weil die Alternative wäre, einfach jeden
spielen und jede reden zu lassen. Entsprechend vorsichtig geht das Conne Island
mit solchen Entscheidungen um und versucht, die
eigene Position zu vermitteln.
Die Diskussionsbereitschaft bei uns ist immer vorhanden gewesen auch im
Nachgang solcher Entscheidungen, denn kein Auftrittsverbot gilt für ewig.
Anders als die bislang veröffentlichten Texte suggerieren, hat niemand im
Plenum Wertmüller verteufelt, genauso wenig wie er angehimmelt wurde.
Allen Plenumsbeteiligten war bewusst, wie wichtig die Bahamas auch für die
politische Entwicklung des Conne Islands war und ist. Es gab eine sachliche
Kritik an konkreten Positionen von Wertmüller, die von einigen nicht
geteilt und von vielen als nicht ausreichend für eine Veranstaltungsabsage
angesehen wurde. Das Conne Island wird in den nächsten Wochen und Monaten
weiter über unsere Entscheidungsstrukturen und die gefallene Entscheidung
zu Wertmüller diskutieren. Denn es war zwar nicht die erste Ausladung von
Wertmüller durch das Conne Island-Plenum (die letzte erfolgte, als der
ehemalige Geschäftsführer, der jetzt zum
Boykott gegen das Conne
Island aufruft, noch Geschäftsführer des Conne Island war), aber es
ist schon eine ungewollte Seltenheit, dass sich das Plenum nicht im Konsens
einigen und dann eine inhaltliche Begründung für eine
Veranstaltungsabsage formulieren kann.
Allerdings hat sich die Gegenseite, die wir bislang nicht als solche
wahrgenommen haben, weil wir uns selbst als antideutsches Projekt verstehen,
mit ihren Diffamierungen in unseren Augen diskreditiert und kann von uns schwer
als Diskussionspartner bei dieser Diskussion ernst genommen werden.
Die Vehemenz der CEE IEH-Redaktion überraschte aus oben genannten
Gründen viele im Conne Island. Sie erscheint uns überzogen, weil z.B.
BookerInnen des Conne Islands, die mal eine Veranstaltung nicht durchbekommen,
nicht gleich ihre gesamtes Wirken am Laden in Frage gestellt sehen und
wütend
ihre Arbeit hinschmeißen (auch wenn es im Conne Island
unterschiedliche Maßstäbe für kulturelle und politische
Veranstaltungen gibt). Viele im Conne Island waren erbost über das
Verhalten der CEE IEH-Redaktion, weil es als Machtmißbrauch zur
nachträglichen Erpressung der Wertmüller-Veranstaltung angesehen
wurde.
Inzwischen gab es aber mehrere klärende Gespräche zwischen der
Redaktion und dem Conne Island-Plenum, in denen sich darauf geeinigt wurde,
dass es im Prinzip wie bisher weiter geht: Die Redaktion produziert autonom ihr
Heft, insofern sie nicht das in sie gesetzte Vertrauen enttäuscht.
Es wurde erneut konstatiert, dass die Distanz zwischen Redaktion und Plenum
eine beiden Seiten verschuldete ist. Es gibt nur noch wenige Personen im Conne
Island, die das CEE IEH als ihr Medium begreifen und bereit sind, Texte zu
verfassen oder sich anderweitig in die Produktion des Heftes einzubringen. Ob
die auch diesmal wieder getroffenen Absichtserklärungen, in Zukunft besser
miteinander zu kommunizieren und sich gegenseitig ernster zu nehmen, sachliche
Kritik zu üben statt schnell in wüste Beschimpfungen zu verfallen,
umgesetzt werden, wird die Zukunft zeigen.
Und wie erklärt sich die Überschrift? Ganz einfach: Beide Hefte, das
CEE IEH sowie die
bonjour tristesse, werden im Zoro gedruckt. Wir sind froh,
dass unser Heft seit 17 Jahren dank linker Selbstausbeutung im Zoro
kostengünstig erstellt werden kann und wir somit in der Lage sind,
antideutsche Ideologiekritik in all ihren Facetten Monat für Monat zu
finanzieren.
ZORO-Druckerei: geheime Schaltzentrale antideutscher Presse-"Vielfalt"
Das Conne Island hingegen geht in eine ganz andere Richtung, als die AG No
tears for Krauts und die anderen KritikerInnen des Conne Islands in ihren
Papieren glauben: Nichts gegen das Zoro, aber die Tatsache, dass bei uns
inzwischen mehr
neon als CEE IEH, mehr BILD als Bahamas gelesen wird, spricht
doch eine deutliche Sprache. Diesen Fakt kann man gern mit Häme
kommentieren, aber doch nicht dergestalt, dass das Conne Island einer
stalinistischen Diskussionskultur fröne, sich als Interim im Kneipenform
geriere, linke Rasseforschung betreiben würde und unter dem Kuratel
ominöser und keinen Widerspruch duldender feministischer Gruppen
stünde.
Conne Island-Plenum, 10.01.2011