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Mouse on the Keys & Rocket Science
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20 Years Hardwax Special
Smoke Blow
Agnostic Front
»in the end, i want you to cry«
Fantasietriologie
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• doku: Gemeinsam gegen jeden Extremismus? Nicht mit uns!
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Fantasietriologie

Tocotronic, Dillon

Tocotronic

Nach nun mehr knapp fünf Jahren ist es wieder soweit: eine der „wichtigsten“ (Spiegel Online), „intellektuellsten“ (FAZ) und „topsten“ (Markus Kavka) Bands „der Nation“ (alle Medien und Medienheinis), wird im April die unheiligen Wände des Conne Island beschallen. Trat die Band Tocotronic erstmalig (mit der genauso großartigen Band Die Sterne) 1995 vor geschätzten 100 Außenseitern auf, so wird dieser Vereinsabend (Eintritt nur mit Einladung) wohl etwas opulenter ausfallen. Denn wer Lady Gaga von Platz Eins der Albumcharts wegrockt, der hat alles richtig gemacht. Aber auch ohne Lady Gaga und Jesu Christi steht dieser Abend in einem hellen Licht. Denn schließlich beenden Tocotronic mit dem Album „Schall und Wahn“ die eigentlich nie geplante und sich trotzdem einfach so aus Spaß eigens ergebene „Berlin-Triologie“, bestehend aus den drei Platten „Pure Vernunft Darf Niemals Siegen“, „Kapitulation“ und eben „Schall und Wahn“. Und ich nehme es vorweg: diese Platte ist ein BestOff und ein Schmelztiegel aus Vulkanausbruch, Niedergang, Wut, Witz, musikalischem Rock-Minimalismus und Verzerrern.
Und so brach sich die Triologie ungewollt ihre Bahn. Teil I „Pure Vernunft Darf Niemals Siegen“ ist in der Musik reduziert auf zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug und eine gewollte Abkehr von den aufwendigen Arrangements des weißen Vorgängeralbums. Die Songstrukturen sind bewusst einfach gehalten, Melodien wiederholen sich wie Schlaufen. Umso verzierter sind die Texte, in denen die Regeln der Physik und des gesunden Menschenverstands lustvoll gebrochen werden. Mit dem Albumtitel äußert die Band eine Verweigerungshaltung gegenüber der Verwertungslogik und Alltäglichkeitsbesessenheit, von der sie auch die Kunst zunehmend befallen sehen.
Mit Teil II „Kapitulation“ bewegen sich Tocotronic dann weg vom Versuch, die Musik trocken klingen zu lassen. Um der Musik einen räumlichen Klang zu geben, wird das Album live eingespielt und der Raumklang wird mitbenutzt. Auf dem Eröffnungslied „Mein Ruin“ lässt Arne Zank das Schlagzeug rumpeln, fast wie in den Anfangstagen, und auf „Sag Alles Ab“ klingt Dirk von Lowtzow plötzlich wie der frühe Diskurs-Pop-Pate Kristof Schreuf (Kolossale Jugend, Brüllen). Es ist ein ungestümes und dennoch durchdachtes Werk.
Und so endet die Triologie im Jetzt mit einem Blumenstrauß, der das Coverbild des aktuellen Albums „Schall und Wahn“ ziert. Wenn man so will, eine Verbildlichung des ganzen Werkes in zweierlei Hinsicht. Denn zum einen ist die Platte hinsichtlich Musik und Texten ein bunter Strauß Blumen, der auf der anderen Seite aber auch ein Fundament aufweist. Denn dem Künstlerduo de Riijke/de Rooij ging es nicht um die Farben, sondern um die Übersetzung der Farben in Grauabstufungen. Der Strauß ist sehr eng zusammengebunden und entfaltet sich fast wie ein Fächer. Ein strenges Fundament, dass sich nach oben diversifiziert. Ein
Textlich bewegt man sich ähnlich wie bei den vorangegangen Werken zwischen Selbstauslöschung, Niedergang, tiefsten Tiefen, Folter, Anklage, Kapitulation und Zweifel. Man könnte jetzt darüber diskutieren und spekulieren, wie „politisch“ die Lyrics sind und was sie nicht alles bedeuten könnten. Auch bin ich sehr dafür, Schlösser zu stürmen und faul zu sein. Jedoch sollte dies jeder und jede und jedes für sich selber betrachten und interpretieren. Was uns an diesem Abend bleibt ist: Einfach Genießen oder, um mit einem alten Ausruf der Band zu schließen: Es ist einfach Rockmusik.
Tocotronic sind Dirk von Lowtzow, Jan Müller, Arne Zank und Rick McPhail. Aktuelles Album: Schall und Wahn, erschienen 2010 bei Universal/Vertigo.

Florian

 

22.02.2010
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