postland presents: PLURAMON feat. JULIA HUMMER (karaoke kalk/köln.berlin) /LIVE! ***
daniel meteo (kalkpets/shitkatapult/berlin) /dj ***
map.ache (kann/conne island) /dj *** ***
Als ob der Mai 2008 nicht schon genug zu bieten hätte, lassen wir es uns
nicht nehmen, den Monat mit etwas ganz Besonderem zu beschließen. Die
Verbindung von elektronischer Musik, Minimalismus und Experimentalmusik ist
bekanntlich keine neue. ***
Wenn solche Verbindung es allerdings in bester Absicht schafft, derart
verkopften musikalischen Ansatz emotional und gleichzeitig populistisch zu
entschlüsseln, verdient es umso mehr Beachtung. Zu besprechen sind hier
Pluramon aus Köln. Den nicht mehr so häufig existierenden
Musiknerds dieser Welt wird das Projekt aus den sophisticated Ende der
neunziger Jahren ein Begriff sein. Der als musikalischer Grenzgänger
bekannte Markus Schmickler ist Namensgeber jenes Projektes. Er
veröffentlichte als Pluramon Alben und verschieden Remixplatten auf den
Labels Mille Plateux und Karaoke Kalk, die bereits immer wussten,
wie sie ihren Platz zwischen anspruchsvollem Indietum, verfrickeltem
Avantgardeanspruch auf der einen und dem Wissen um Club und der berechtigten
Präsenz von elektronischer Musik auf der anderen Seite finden. Doch das
alles scheint einmal gewesen zu sein. Die Zeit um Tortoise oder Mouse
on Mars und Co.meinen längst vorbei zu sein und dennoch sterben
derartige musikalischen Konzepte um Anspruch, Individualität, Kunst und
angenehmer Coolness nach wie vor nicht wirklich aus. So scheint zwar einerseits
alles musikalische bereits schon einmal gesagt wurden zu sein, andererseits
reduziert jene Ernüchterung viele neue musikalischen Versuche wiederum auf
das Wesentliche. Die Musik wird weniger zwanghaft, die Suche nach DEM Neuen
längst aufgegeben. ***
Und so veröffentlicht Pluramon 2008 ein neues Album, das all das gerade
Eingeleitete verbinden zu vermag. Doch lesen sie selbst: *** ***
„Wir hatten gerade in einem Club in New York gespielt. Ich ging im
Battery Park spazieren und es regnete. In meinem Kopf drehte sich alles und ich
sah mich nach meinen Freunden um, blickte in ihre Gesichter. Ich sagte: Ich
möchte eine Platte machen, die ganz einfach Geschichten erzählt: The
MONSTROUS SURPLUS.“ So erinnert sich Pluramons Mastermind Marcus Schmickler
an den Augenblick der Geburt von Pluramons viertem Album. Das, was aus diesem
Augenblick entstand, ist ein Album mit drei verschiedenen Sängern und
ebensovielen Erzählstimmen. Die Songs spiegeln nicht einfach die Person
des Singer/ Songwriters; sie gehen an die Grenzen des
Geschichtenerzählens. Trotz seiner Modernität scheut sich das Album
nicht, tief in Stimmungen einzutauchen und schafft es so, die zersplitterte und
doch so komplexe Seele urbanen Lebens einzufangen: „Can't disappear“
handelt von einer geheimen Dreiecksbeziehung: „for two it is magic
for three it is war...“. „Fresh Aufhebung“ ist ein Spoken
Word-Pamphlet für einen Aufbruch in die Unmittelbarkeit und
Subjektivität, „If Time was on my Side“ eine melancholische
Geschichte über schlechtes Timing in der Liebe. ***
Wer die früheren Alben kennt, wird den träumerischen und
atmosphärischen Stil wiedererkennen und Popsongs, die mal gelassen
melancholisch, mal hintergründig und dann wieder dramatisch und intensiv
daherkommen. Man braucht jedoch die Songs nicht an einem verregneten Tag
anzuhören, um festzustellen, dass „The Monstrous Surplus“ das bis
dato tiefsinnigste Album von Pluramon ist. „Es war toll, so
persönlich zu sein. Obwohl wir alle so unterschiedlich sind, dass daraus
eine Art Gespräch entstanden ist und nicht nur ein Monolog“,
sagt Marcus Schmickler. ***
Auf dem neuen, vierten Album sind einige vollkommen unterschiedliche
Gastsängerinnen vertreten: Julia Hummer, die seit der
Veröffentlichung ihres Debüts 2005 mit ihrer eigenen Band unterwegs
ist. Julee Cruise, die schon beim letzten Album dabei war. Dritte im
Bunde der Gastsängerinnen ist die in New York lebende Schriftstellerin und
Künstlerin Jutta Koether, auch bekannt als Mitbegründerin der
SPEX. Und schließlich betätigt sich Marcus selbst als Sänger
bei einem Song sowie als Backgroundsänger bei mehreren anderen Songs. ***
Marcus Schmickler, der „The Monstrous Surplus“ auch produziert hat, ist
ein Hansdampf in allen Gassen der elektronischen Musik, sei es beatorientierte,
improvisierte Musik oder Klassik. Er hat zuletzt Bands wie die Norwegischen
Jaga Jazzist oder die Schweden Tape produziert und Kompositionen
für Chor und Orchester verfasst. Seine Stimme ist auch auf einem Track
des aktuellen Matmos Albums „The rose has teeth...“ zu
hören. *** ***
Das Album ist gelungen. Soviel steht fest. ***
Und so sind wir auf die Liveumsetzung gespannt und freuen uns auf Pluramon als
Band samt Gastsängerin Julia Hummer auf der Conne Island-Bühne.
Danach ist jedoch noch lange nicht Schluss. Daniel Meteo und
map.ache werden wie auch schon nach Telefon Tel Aviv und
Apparat im letzten Jahr zeigen, wie nah doch elektronische Tanzmusik, Dub,
House und Pop beieinanderliegen. *** ***
jeremy *** ***
pluramon.com ***
myspace.com/pluramon ***
myspace.com/juliahummer