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Freiwillige Selbstkontrolle, 27.7k

»Ohne F.S.K. keine Hamburger Schule, ohne F.S.K. keine eigene deutsche Popsprache.«
(Intro 02/08)


Musiker im eigentlichen Sinne sind die FSK-Mitglieder nicht, was sich nach 27 Jahren Bandgeschichte und 20 und mehr Platten recht eigenartig anhört. Thomas Meinecke ist Schriftsteller, Michaela Melian bildende Künstlerin, Justin Hoffmann Kunstkritiker und Kurator.
Das heißt nun aber nicht, dass Musik hier nur als Hobby verstanden ist, sondern ermöglichte im Gegenteil der Band immer einen Blick von außen, ohne im Betriebssystem der Musikindustrie gefangen zu sein. Wenn sich bildende Künstler als Musiker betätigen, richten sie sich nur selten nach musikalischen Konventionen und Gesetzmäßigkeiten und sorgen so als Außenstehende für Grenzüberschreitungen oder radikale konzeptuelle Ansätze,die sowohl im Pop als auch in der Neuen Musik ihresgleichen suchen.
Und obwohl FSK ihre Intsrumente längst beherrschen, spielen FSK diese Art von diskursiven Metapop, der sie zur deutschen Lieblingsband des legendären John Peel werden ließen.
FSK beschäftigen sich mit elektrifiziert-gebrochener zeitgenössischer transatlantischer Folklore. Sie versuchten so zum Beispiel die Wurzeln der Musik deutscher Einwanderer in den USA zu erforschen und zu reimportieren, eine Mischung aus Hillybilly und Bierzeltpolka, subversiv mit Slogans wie „Flagge verbrennen (Regierung ertränken)“ oder „ Wer mit 20 kein Anarchist gewesen ist, wird nie ein guter Demokrat“ versehen und schufen damit eine deutsche, nicht deutschtümelnde Version des Folk, den Ex-Punks wie die Mekons, Giant Sand oder Camper van Beethoven spielten.Nachdem die Musik von Nick Drake für Werbejingles herhalten muss und Folk zum Indiemainstream geworden ist, ehemalige Technoproduzenten wieder konventionelles Songwriting betreiben, als habe es die „Rav-o-lution“ nie gegeben, sind FSK schon wieder in ganz anderen Gefilden unterwegs. Nach einem Flirt mit House und einer fast rein instrumentellen Phase dockt FSK an aktuelle R`n`B-Elemente an, erschöpft sich allerdings nicht darin. Das aktuelle Album wirkt vielmehr so, als hätten sämtliche Phasen aus der Geschichte von FSK ihre Spuren hinterlassen. Punk und Wave, Folklore, House und Glam ziehen wie ein FSK-Medley vorüber, verzahnt mit all den Themen, an denen sich die Musiker auch im „richtigen Leben“ seit Jahren abarbeiten. Die Beschäftigung mit queeren Diskursen findet sich genauso wieder wie der an Nico angelehnte Gesangsstil in dem Stück „Die größte Koalition“:
„Unter dem Regenbogen liegt ein geheimsvoller Schatz/ viellleicht ist das auch gelogen/ und alles ist in Weiß nur und Schwarz“.
Das ist zwar nicht mehr so direkt wie Flagge verbrennen, macht aber doch deutlich, dass etwas nicht stimmt in jenem, von dem sich FSK niemals haben vereinahmen lassen.

Kay


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last modified: 23.2.2008