home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt
[147][<<][>>]



De La Soul, 65.1k

STAKES IS TOO HIGH FOR COMMERCIALS ...


    Mittlerweile ist die New Yorker-Schule schon fast traditionell zu Gast im Conne Island. Und auch wenn noch lange nicht alle Künstler im Island aufgeschlagen sind, kann man durchaus als regelmäßiger Gast von sich behaupten, die Schwergewichter der Eastcoast live gesehen zu haben. Mit zu den besten Abenden zählt dabei sicherlich das De La Soul-Konzert im Mai 2005, was entgegen einiger Stimmen nun doch schon fast zweieinhalb Jahre her ist. Um so erfreulicher, dass sich die drei sympathischen Jungs nochmal die Ehre geben werden.

    Im folgenden könnte man durchaus eine Aufzählung sämtlicher Werke ihrer über 15-jährigen Karriere, deren Erfolge und den Einfluss auf die Entwicklung von HipHop bzw. Rap werfen. Man käme dabei auch nicht an einigen Schwächen vorbei, nur sei den Bio- und Discographikern dieser Welt mit dem Artikel in der Mai-Ausgabe 2005 des CEE IEH geholfen. Vielmehr geht es mir am Beispiel von De La Soul um die Unkompliziertheit von HipHop, dessen Außendarstellung in den aktuellen Medien sehr unter Klischees und Images leidet.
    Klar beginnt irgendwo alles, wie bei so vielen Künstlern aus den Vereinigten Staaten, in etwas ärmlichen Verhältnissen. Der Begriff „Ghetto“ ist dabei weniger dramatisierend als tatsächlich treffend gewählt und hat so in seiner Bedeutung durchaus seine Rechtfertigung.
    Trotzdem ist völlig klar, dass die Zustände vor der endgültigen Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung in Amerika wesentlich verschärfter waren und vielleicht noch sind, als die heutige Diskussion in Deutschland über die Integration oder den sozialen Verfall (was für mich in keinem direkten Zusammenhang steht) überhaupt als Grund nimmt.
    Das soll nun nicht in eine Politdiskussion ausarten, die Lösungen für aktuell tatsächlich existierende Probleme findet, aber es missfällt mir, dass das Grundelement jedes aktuellen, vorwiegend deutschen Releases diese Ghettoromatik glorifiziert und über diesen Background die Kriminalität als einzigen (?) Ausweg legitimiert. Spax hat das völlig richtig beschrieben, indem er meinte, dass man sich früher für „HipHop sein“ rechtfertigen und heute entschuldigen muss, zumindest gefühlt.
    Amerikanische Künstler sind in den meisten Fällen auch nicht frei davon, haben allerdings in allem immer eine gewisse Glaubhaftigkeit, an denen es deutschen Künstlern oft einfach mangelt. Und dass selbst ein solcher Background über den „American Dream“ auch ohne angepasste Images zum Erfolg führen kann, beweist sich eben an De La Soul.

    Es ist auch nur logisch, wenn bei dem Wort „HipHop“, in welchem Kontext auch immer, sich ein Außenstehender sofort mit 5er BMW, Tattoos, Bushido und AGGRO konforntiert sieht. Schön ist das dann trotzdem nicht, zumal es heute in der Single-Kultur auch nicht mehr relevant ist, woher die Musik eigentlich kam, sondern ob es sich verkauft. Ecko-Klamotten gibt`s heute auch auf Technoparties, genauso wie die jetzige Bravo-Generation kaum noch was mit den Anfängen oder der „Goldenen Zeit“ anfangen kann. De La Soul haben somit eigentlich einen schweren Stand, gäbe es da nicht das quasi gallische Dorf, das sich wehement gegen diesen römischen Klimm-Bimm-Ausverkauf wehrt und auch diesen Abend wieder zu einem Erlebnis macht. Geeignet für Freunde von Common, Talib Kweli, ATCQ, Alicia Keys und alle, die mal sehen wollen, was HipHop bzw. Rap wirklich ist.

Scientist


home | aktuell | archiv | newsflyer | radio | kontakt |
[147][<<][>>][top]

last modified: 25.9.2007