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Liebhabersachen, 40.0k

Das Bierbeben und Peter Licht, 7.5k

An diesem Abend kommen diejenigen auf ihre Kosten, welche Elekropunktrashmelanchonie und aufgepopptes Songwriting mögen. Aber der Reihe nach...

Das BIERBEBEN ist eine Liebhabersache, sagt Jan Müller (Tocotronic) über das Bandprojekt Bierbeben. Sehr zum lieb haben ist das Ganze, bei dem der Name, wie direkt in die Fresse geschlagen, wirkt. Da treffen Tocotronic, Superpunk, Pop Tarts und Gary in Gestalt von J. Müller, T. Mynther, R. Engler, J. Drosten und J. Wilton aufeinander und machen Musik, so dass die Bude zusammenfällt. Und somit macht sich ein wenig das Gefühl von Subversion und aktionistischem Widerstand breit, wenn man in Mitten der tobenden Leute auf der Tanzfläche steht. Schnurgerade Beats, schrubbende Gitarre, brummender Bass und lakonischer, weiblicher Gesang. Dazu Texte wie: “Die Welt ist betäubt / Betäubt und narkotisiert / Erstarrt und paralysiert / Die ganze Kugel ist ein Brocken Pech.“ Untergebracht ist das Bierbeben auf dem Label Shitkatapult, auf dem z.B. auch der Technopunk T. Raumschmiere veröffentlicht. Das aktuelle Album trägt den Titel „Alles Fällt“ und ist etwas verspielter als „No Future No Past“ aus dem Jahr 2004. Gut, dass auch Stefan Betke a.k.a. Pole seine Mastering-Finger im Spiel hatte – die Tanzfläche ist nicht weit. Auch bei “Bis Die Liebe Nicht Mehr Weh Tut“ gerät der Arsch gehörig in Rotation, denn “Wir spüren es in diesem Moment / Wir werden nicht sterben“. Die Zukunft, die das Debütalbum “No Future No Past“ noch verwehrte, wird hier zur unendlichen Geschichte.
Das Bierbeben: „rockversiver Alkipop aus einem Fass ohne Boden gezapft“.
Das Bierbeben, 22.9k

Etwas ruhiger dürfte es dann bei PETER LICHT zugehen. Die Musik ist poppig, die Texte witzig und manchmal einfach nur richtig: „Wer gut aussieht, ist besser als jemand, der nicht so gut aussieht, der aber immer noch besser ist als jemand, der überhaupt nicht aussieht und eigentlich ja schon tot ist, da kann man nichts machen“. Sein aktuelles Album ist sein drittes und heißt „Lieder vom Ende des Kapitalismus“. Zum Album hat Peter Licht auch ein gleichnamiges Buch (aus dem er auch an diesem Abend etwas lesen wird) im Blumenbar-Verlag veröffentlicht. Dies ist eine Sammlung von Geschichten, Gedichten, Tagebuchfetzen, Slogans, Songtexten und Zeichnungen. Überhaupt ist Peter Licht neben der Musik mit anderen Projekten recht beschäftigt. So präsentierten die Münchner Kammerspiele 2006 die Uraufführung von „Wir werden siegen. Und das ist erst der Anfang“, das auf der Musik und Texten von Peter Licht basiert. Die Regisseurin Christiane Pohle entwickelte dazu ihre eigenen Figuren und Monologe, die sie der Musik und den Texten von Peter Licht gegenüberstellt. Die Musik des Abends stammt vollständig von Peter Licht, kongenial arrangiert und umgesetzt von Peter Pichler und seinen Musikern Jan Kahlert und Gerhard „Tschinge“ Krenn (No Goods). Die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Formaten ist Peter Licht wichtig: „Für mich hat dieses Arbeiten in verschiedenen Medien den Charakter von Remixen. Melodien und Textversatzstücke, die es auf der Platte oder dem Buch gibt, tauchen im Theaterstück wieder auf – etwa wenn Schauspieler auf der Bühne Lieder von mir deklamieren. Gesprochene Lieder – eigentlich eine interessante Idee für einen Remix. Und im Buch habe ich die Möglichkeit die strengen Versmaße, die ein Lied nun einmal für sich einfordert, aufzubrechen und ins Epische zu verlängern.“ Für ihn bedeutet dies: die eigene Welt zu behaupten, indem er sie durch verschiedene Formate jagt. Peter Licht: „Buch und Platte speisen sich beide aus der gleichen Quelle. Die Gegenwart anbohren. Sehen was raustropft und daraus was machen, was schön ist. Für mich stehen die „Lieder vom Ende des Kapitalismus“ gleichberechtigt neben dem Buch vom Ende des Kapitalismus. Das eine könnte es ohne das andere nicht geben. Wenn ich das Buch lese, höre ich die Lieder und umgekehrt.“

Es dürfte also ein breiter Abend werden. Elektronischer – wütender – Technopunk trifft auf witziges – poppiges – eigene Welt behauptendes Songwriting.
Auf dass die Grenzen fließend sind....

Florian

Peter Licht, 57.5k


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last modified: 28.3.2007