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Die Unterwelt der Presse: Das Reich der Lüge als Phrase

Karl Kraus (1874-1936) zu Ehren

      Denn die Gefahr dieser Publizistik besteht darin, daß der einzige, der an ihr Wort nicht glaubt, der ist, der es schreibt. Eben darum wirkt sie weit über den Umkreis jener, die sie lesen, und ist unfaßbar wie das Gerücht. (...) Die Existenz dieser Presse ist nicht mehr der Betrug hinter kulturellem Vorwand, sondern die nackte Kriminalität mit dem Werkzeug der Druckerschwärze, ein vervielfältigter Drohbrief; sie stellt als ganze nichts als eine gefährliche Drohung dar, deren sie entweder selbst oder jeder Privatmann sich bedient, um den Nachbarn mit solchem Machtmittel einzuschüchtern und jedes beliebige Unrecht durchzusetzen.
      Karl Kraus
Wessen Geschäft die Lüge ist, der lässt sich bei dieser Tätigkeit äußerst ungern erwischen. Es gibt Mittel und Möglichkeiten, derlei nicht öffentlich werden zu lassen. Von den geldwerten Vorteilen, etwas einfacher: der Korruption, bis zur Verleumdung. Daneben gibt es den sanften Druck. Oder handfeste Drohungen, die den Erfahrungen nach niemand in den Wind schlagen sollte. Derlei funktioniert besonders gut, wenn der Bedrohte abhängig vom Bedroher ist. Etwa der Mieter vom Vermieter, der lohnabhängig Beschäftigte vom Chef, der Politiker von der Journaille.

In einer Epoche der absoluten Niederungen und eben solcher Anmaßungen, wobei letztere nicht einmal in die Nähe eines Wollens zum Wahren kämen – weil die Annahme nicht vorausgesetzt werden kann, dass dieses, das Wollen, wie jene, die Wahrheit, denn überhaupt ernsthaft erwogen wurden –, steigt etwas auf, was sich dünkt der Welt Bescheid zu geben, diese aber nur in ihr Verderben führt. Noch ehe des Morgens zarte Blässe sich dem Menschen zeigt, ist die Lüge schon in unüberschaubarer Zahl und Auflage unterm Volke. Das ist so, weil noch ein jeder Kommentator von komplexen, gar widersprüchlichen Vorgängen sein darf, von welchen er tags zuvor noch nicht einmal wusste, dass es derlei geben könnte. Er hatte gestern nicht einmal den Hauch einer Ahnung, so wie er auch heute keine Vorstellung hat. Geschrieben wird trotzdem! Als „Meine Meinung“ wird manches „So betrachtet“ und dabei – dem Herrgott, der auch sie schuf, sei es geklagt: „kritisch beleuchtet“. Letzteres um das Scheinwerferlicht weg von der kohlkellerschwarzen Leere des eigenen Hirnkaschtls zu lenken. Und so ward statt Licht Dunkel ob des Dünkel.

Da sie doch tun, wovon sie wissen, dass sie es nicht können, geschieht es in jener Ambivalenz aus Aggressivität der Gosse und snobistischer Aufschneiderei des Rinnsteins. Eine Mikro-, ja eine Antiwelt des falschen Ganzen, deren falsche Partikel der Mathematik sich verweigernt, sich also nicht gegenseitig nicht aufheben, sondern – und auch dies ist nicht der ganze antikulturelle Wahn – auch noch potenzieren. Hier kann nur sein, wem die Schamhaftigkeit als gesellschaftlich-kulturellem Faktor im sozialen Sinne, gänzlich verlustig gegangen ist, wer dieser Schamhaftigkeit entsagt.
Eine normative Verrohung, eine kollektive Entsittlichung, eine Entwertung aller menschlichen Werte, die sie durch das Falschurteil, die Gesinnungslumperei, die üble Nachrede und das Ressentiment ersetzt haben. Die einen Pofel stattdessen einsetzen, weil das Pressgesindel noch die größten
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Schwächen dieser Werte im richtigen Missverstehen als ihnen gemäß verwirft und zu Recht als eine Gefahr für sich erkennt. Denn so missraten kann keiner dieser Werte sein, dass er sich von ihnen in ihrer Kloake der zur Druckerschwärze geronnenen Lüge kopulieren ließe. Das dann doch nicht! So scheut diese Brut die Werte des Menschen, die so oft so angreifbar sind, weil sie Werte des Menschen, also Menschenwerk sind, wie der Erschaffer ihres Gewerbes das Weihwasser.
Dass es eine Presse gibt, zeigt jedoch nur, dass er, der da über dem ewigen Plan von Ewigkeit zu Ewigkeit wacht, seine Existenz annehmend, auch nicht unfehlbar ist. (Anmerkung: Zumindest dies eine beruhigende Erfahrung.) – Aber den Antichristen gibt es!

Aaaach: DIE FREIHEIT DER PRESSE! Jener sakramentenmäßig mächtige und kunstgewerblich ornamentierte Holzscheit in der Form einer der Lüge zu ihrem Unrecht verhelfen müssenden Justiz steht allzeit griffbereit im Vorzimmer. Auf das er schnell zur Hand sei, dem von keiner tagesaktuellen Druckscheiße wahlweise in den Wahn oder in die Raserei Getriebenen auszutreiben, was Ehrfurcht vor dem Leben heißt.
Denn nur wer auf der Ebene der Betrachtung, der Ebene der Erscheinung, besser: des Scheins, verharrt, diesen Schein für das Wesen haltend, weil ihm das erwähnte komplexe Maß an Vorstellung, die wiederum eine eben solche – weil, ja weil wir leben doch in dieser Welt – Erklärung verlangt, nicht möglich ist, sie nicht einmal für möglich halten kann, wie er schon von Berufs wegen auch nicht dürfte, so einer muss bei der Abbildung des subjektiv Wahrgenommenen auf das Zugetragene, das Vorgegebene zurückgreifen: das Vorurteil, das Ressentiment, die Mehrheitsmeinung. So, und nur so, passt die Freiheitsforderung der Verfassung für solcherart Meinung zur gleichlautenden Freiheitsforderung für deren Überträger, die Presse, weshalb beides im gleichen Artikel behaust ist.

Wer aber selbst nicht auf der Grundlage der Gesetze und der dazu gehörigen Verfassung agiert, schnappt leicht über, wenn er erwischt wird. „Maulkorb“, kläfft es dann völlig richtig ohne Anführungsstriche, wo der selbst gewählte Vergleich mit dem miesesten Freund des Menschen, weil dessen Freundschaft auf der absoluten Unterwerfung beruht, mir aus rein rechtlichen Gründen versagt geblieben wäre. Noch im Wiedergang dieses zweitältesten Gewerbes, dem Betrug auf dem journalistischen Beistrich, erkennt man sie, da sie sich selbst kenntlich machen, an ihren Worten. Dem Maulkorb aber würde ich dann, in der Hoffnung, mich damit noch immer rechtskonform zu verhalten, für all die Kläffer noch um den Leinenzwang ergänzen. Doch wer würde wohl, um noch einen Moment in deren Bilderwelt zu bleibe, mit denen Gassi gehen?
Dies seien zu grobe Gleichnisse? Aber ist denn auch nur ein Menschenschicksal, welches dadurch vor der Meute bewahrt bliebe, einer Schreibmeute, die in ihrer Geschichte soviel Elend, Gestank und Verworfenheit hinterlassen hat, ist denn dieses eine ihnen entzogene Schicksal so geringfügig, dass es der Mühe nicht wert wäre?
Dass aber gerade die Angehörigen einer Meute soweit aufreißen, was man in anderen Gegenden aufgrund der dort erreichten Zivilisationsstufe, wo der Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen bereits als gegeben voraus zu setzen ist, einen Mund nennen würde ohne zu lügen, hier aber nicht sagen darf ohne wie ihresgleichen ständig gegen jenes Gebot zu verstoßen, wonach man wider den Nächsten wie auch den Übernächsten kein falsch Zeugnis ablegen soll, nimmt nicht wunder. Doch vielleicht weilt jemand unter den Lebenden, der diesen munteren Mimosen und ähnlich famosen Fabulierern, es empfiehlt sich hierzu der gemeinsame gruppendynamische Prozess beim fußschweissfettenden Ausdauerhäkeln, in kind-, besser journalistengerechten Weise zu erklären, dass es Grundlagen menschlichen Anstandes gibt. (Welche es sind, dazu bedarf sicher weiterer Sitzungen. Einen noch längeren Zeitraum werden die weiteren Darlegungen benötigen, warum es solcher Grundlagen bedarf.)
Das juristische verbürgte Grundrecht auf Lüge soll dem ohne Arg daher kommenden Leser bedeuten, dass es sich hier letztendlich um das Erscheinen der Zeitung, um die Einschränkung der Pressfreiheit, vulgo das Ende von Lüge und Betrug handeln würde
Was diese Zusammenrottung des niedrigsten Mittelmaßes ausmacht, ist für den Lesenkönnenden kein Geheimnis. Ein Argument – brauchen sie nicht. Einen Beleg – haben sie nicht. Ein demütiges Auftreten im Nachhinein, das ihren öffentlich geworden Verunglimpfungen entspräche - so etwas kennen sie nicht. Eine Mischung aus Arroganz und Penetranz - treffender als Karl Kraus hat diese Mixtur der freien Presse niemand beschrieben, als er von „dieser täglichen Inzucht von Börse und Bordell (...), dieser Kollusion von Mord, Sport und Kreuzwort, dieses illustrierte Zuhältertum der niedrigsten Instinkte, dieses Gullasch von Tanz und Pflanz; die ganze Tonart eines revolutionären Temperaments, das bei Raffkes wie's enfant terrible im Haus ist und deren Sphäre mit einer aus Erpressung und Psychologie genährten Leidenschaft aufmischt, bald ihrem Bett, bald ihrer Kasse zugetan“ sprach -, welche materielle Gewalt wird mit dem Andruck der Zeitung.
Nie haben die Herren Gruner + Jahr, Springer und Burda mehr gelacht, als zu jenem Zeitpunkt, da sie den von ihren lohnabhängigen Bütteln, den Schreibsöldnern, vor sich hergetragenen, Monstranz genannten Dummenfang mit der Aufschrift „Freiheit der Presse“ sahen. Der werbenden Wirtschaft, den Herren Anzeigenkunden, soll gar die Luft weggeblieben sein.
Woher kommt der Geifer? Gibt es gar Abgründe im Dasein des Einzelnen, deren Tiefen unergründbar sind? Was als historische Erfahrung gilt: Es ist dem Gewerbe immanent. Keine Lüge des Wehrministers Scharping, die die Heimat-Zeitung als es zum dritten Mal gegen Jugoslawien ging, nicht kolportiert hätte. Für wie viele hat sie später um Entschuldigung gebeten, zumindest aber aufgeklärt? Keine rhetorische, sondern eine wirklich dumme Frage. Die Presse als Transmissionsriemen der Obrigkeit und der Anzeigen-Kunden. Es kostet nichts, ist billig zu haben und der Karriere bei Gruner + Jahr ist es alles andere als hinderlich. Zudem ist die politische Zuverlässigkeit bewiesen.

Nun habe ich selbst einen Ministerpräsidenten, der Name tut hier nichts zur Sache, sachlich richtig und nur der Wahrheit verpflichtet, einen „Sachsen-Führer“ geheißen und ihn der Wiederaufnahme sowie Fortführung der Nazi-Propaganda zu ähnlich niederen Zwecke bezichtigt, woraufhin mich jener allerdings (empört aufschreiend:) nicht verklagt hat, womit er zwar zubilligt, dass es so oder noch schlimmer ist, aber auch den Wahrheitssucher und die Öffentlichkeit um einen schönen Prozess am Landgericht gebracht hat. Bei diesem hätte er können, so er denn überhaupt können würde, auf Ehrenmord, also dem Mord an seiner Ehre klagen sollen, wiewohl man hierorts eine behauptete vorherige Existenz selbiger gar nicht nachzuweisen (etwa Geburtsurkunde, polizeiliches Führungszeugnis, Krankenversicherung) bräuchte. Im konkreten Falle: Ein Mord ohne Leiche.
Dürfte nun aber derlei nicht auch seine Presse über den Ihren sagen. Nein!

Aber noch das von diesen Text-Hengsten geschändete Wort verliert für unsereinen nicht an Schönheit, wie auch die von solcherlei Schreibgesindel durch den Krieg geschändete Menschheit ihres Auftrags als Menschheit nicht verlustig geht. So wie sich jene Menschheit aber alles von ihren Peinigern zumuten lässt, um im Angesicht neuer Pein sich mit Sicherheit noch präventiv – es könnte ja das letzte Mal sein – devot bedanken wird, so wird das Wort sich nicht entwürdigen lassen. Und es muss der Tag kommen, an dem das Wort aufersteht aus dem Abfall der Phrase und des angemaßten Gleichnis, den Schmutz abwerfend wird es stehen, um zu richten die Lebenden und die Toten im Feindesland der Presse. – Wie das aussehen mag, mag man an den täglichen Sabotageaktionen gegen den Feind in den Spalten der Zeitung erahnen.
Was für eine freie Welt, weil von einer freien Presse, also das Presspiratentum und dessen gleicher -freiheit befreiten Welt, in welcher der Mensch als Mensch wahrgenommen wird, also ist, zumindest aber sein kann, mag das sein? Es will scheinen, als sei allein aus der Heiligkeit des Moments dieser Vorstellung eine Vorstellung jener Welt nicht möglich.

Denn sie sind, die sie sind, die sie immer waren. Und woher sie kommen, sagte in Wien nach dem ersten ihrer großen Kriege Karl Kraus, auf dass es niemals vergessen werde.
Daß die bürgerliche Presse die Macht hatte, ihn (den Krieg) zu entfesseln, das mußten wir miterfahren. Aber daß sie auch unbesiegt aus ihm hervorgegangen ist und frecher denn je die Stirn erhebt, an der das Kreuz der Käuflichkeit gezeichnet ist, daß die Revolution nicht nur keines der Häupter der Hydra, die den Volkskörper umklammert, abgehauen hat, sondern daß sie zahlreicher denn je die Sonne beleidigen - das ist das furchtbare Erlebnis dieser sieben mageren Jahre, fett nur für die Hyänen, die auch das Schlachtfeld des Friedens profitabel fanden. Denn es ist der Fluch eines heillosen Mißverständnisses, das der politischen Freiheit von Geburt anhaftet und dessen Opfer sie selbst wird: sie hat auch die Preßfreiheit mit sich gebracht, nicht bedenkend, welche Macht sie damit den Feinden der Freiheit in die gewalttätige Hand liefere und den Parasiten der Freiheit, die ihre ärgern Feinde sind, in die schmutzige Hand; nicht ahnend, welch lebensgefährlichen und welch entehrenden Gebrauch sie davon machen würden.

Drei Beispiele von allen

Schreibgesindel und Charaktermaske

In früheren Zeiten entledigte man sich auf dem Bau des nur nutzlos im Wege stehenden Stifts, indem man ihn zum Bierholen schickte. Das hatte den angenehmen Nebeneffekt: Er konnte nichts falsch machen, nervte nicht mit seinen begriffsstutzigen Fragen und die Arbeit ging flott voran.
Der Andreas Novak, der sich von einer Regionalausgabe in die Sachsen-Redaktion der Sächsischen Heimat-Zeitung runtergeschlafen hat, wurde am Tag nach der Nazi-Wahl in Reinhardtsdorf-Schöna im Juni 2004 in ein Auto gestoßen, mit dem Auftrag, ein „Seite-Drei-Stück“ abzuliefern. Ein freier Tag im Hauptquartier! So hatten die braunen Abonnenten doch noch ein wenig Freude in die Dresdner Zentrale gebracht. Und was macht der Novak aus der großen Aufgabe? Das hier:

Die Sonne scheint auf saftige grüne Wiesen und schmucke kleine Fachwerkhäuser.

Geht das so? Um das zu überprüfen, ist Reiner Burger, der Außendienstmitarbeiter der National-Tageszeitung F.A.Z., mal ins Gebirge gebraust. Und er sieht da

saftig grüne Sommerwiesen, die aussehen wie Almwiesen und bis an die schmucken Fachwerkhäuser

– so, Novak, tut man schreiben. Aber er hört nicht.

In der Mittagshitze steht eine Autoschlange an der Baustellenampel, die Hauptstraße durch das Dorf wird gerade saniert.

Das ist doch unmöglich. Hilf doch mal, Reiner.

Gerade wird die Dorfstraße saniert, an der Ampel stauen sich die Autos mit Kennzeichen aus Bayern, Nordrhein-Westfalen, Hessen.

Hätte sich der Novak dem Burger gleich abwartend, er hätte sich doch nur einen Tag gedulden müssen, erst einmal die Texte der Kollegen angesehen, dann wären ihm solche Sätze nicht passiert:

Reinhardtsdorf-Schöna ist aber die neue sächsische Hochburg des parlamentarischen Rechtsextremismus. 17,8 Prozent der Wähler haben hier bei der Europawahl am Wochenende für die NPD gestimmt, bei der Kreistagswahl 26,0 Prozent. Bei der Wahl zum Gemeinderat sprang die NPD von null auf 25,2 Prozent.

Unerträglich. Reinerle, bitte.

Der kleine Ort aber ist seit Sonntag die neue sächsische Hochburg des parlamentarischen Rechtsextremismus: 17,8 Prozent errang die NPD hier bei der Europawahl, aus dem Stand 25,2 Prozent bei der Wahl zum Gemeinderat und sogar 26 Prozent bei der Kreistagswahl.

Das ist stimmig, das hat Stil. Das ist große Weltpresse.
Lass es, Andi.

Die CDU, die bei der Gemeinderatswahl 16,1 Prozent holte - immerhin 1,6 Prozent mehr als 1999. Oder die SPD, die gar nicht erst antrat. Vor allem die Wählervereinigung, die fast um die Hälfte auf 38,6 Prozent einbrach.

Ein so wichtiges Thema, aber so langweilig dargelegt. Bürger Burger, das ist weiterhin Ihr Auftritt.

Die SPD trat gar nicht erst an, die CDU errang 16,1 Prozent (immerhin 1,6 Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren).

Knapp, sportlich und verständlich. Aber folgender Satz ist nicht mal von Miss Piggy mehr zu verbessern.

Nur die PDS konnte ihr Ergebnis auf 20,1 Prozent verdoppeln.

Oder doch?

Die PDS verdoppelte sich auf 20,1 Prozent.

Und dann behauptet Novak vom Bürgermeister etwas gehört zu haben.

„Ich vermute, dass sich PDS und NPD gegenseitig hochgeschaukelt haben.“

Reini, schläfst du schon? Wie war es denn wirklich?

Die beiden Parteien hätten sich regelrecht gegenseitig hochgeschaukelt, sagt Bürgermeister Suddars.

Und Novak behauptet:

In der Tat hängen im Dorf Plakate einträchtig nebeneinander, auf denen die NPD „Arbeit! Familie! Heimat!“ befiehlt, und die PDS „Nazis raus - aus den Köpfen“ fordert.

Jetzt mach ihn fertig. Fass, Reiner, fass!!!!!
Und tatsächliche haben nur die PDS und die NPD überhaupt Wahlwerbung in der kleinen Gemeinde gemacht. Auf den NPD-Plakaten stand „Arbeit! Familie! Heimat!“ oder „Sächsische Regionen stärken - soziale Strukturen reorganisieren“; die PDS forderte „Nazis raus - aus den Köpfen“.

Der Reiner Burger war seiner Zeit erst knapp zwei Jahre hier, schrieb aber durchgehend wie einer von ihnen. Diese Urkraft des experimentellen Journalismus. Bei der Lektüre hat man ständig den Eindruck: Dem Herren Autor kneift es im Schritt. Ein Abschmierfink.

Deutsches Recht

Wo die taffe Inge Günther in ihrer Rundschau genannten Frankfurter Würschtlbude noch den

gesunden Menschenverstand

– Worte wie „gesund“ sind so verräterisch – bemühen muss, wenn sie das Empfinden meint, lügt die Sächsische Heimat-Zeitung kurz unter ihrem rassepolitischen Aufmacher vom Tage:

Uno-Gericht erklärt Israels Mauer für rechtswidrig.

So eine Lüge aber einen Vorsatz beinhaltet, trifft es die Lumpen-Prawda nicht. Handelt es sich doch um die hierorts übliche wie beliebte Mischung aus abgrundtiefer Dummheit, einem als Lebenseinstellung tauglichen Opportunismus, dessen Über-Leichen-gehen alles andere ist als Nur-Metapher, dem Ressentiment als Wissensersatz und einer Schriftsprache, deren Lektüre jedem Kinde zur Ermahnung wie zum Abscheu gereichet wird. So wirst du auch einmal, das ist deine Zukunft, wenn du dich des Studiums der Bücher nicht befleißigst: Redakteur.
Was mit Kindern geschieht, die ihren Eltern Widerworte geben und den Spinat nicht aufessen, kann man in den Kommentarspalten der gedruckten Falschheit lesen. Den Erbärmlichen gibt im August 2004 der hauptamtliche Mitarbeiter, der Uwe Peter.

„Völkerrechtswidrig“ heißt das eindeutige wie auch vernichtende Urteil der Richter über die israelische Mauer.

Was ist an dem Satz wahr? Nichts. Die Richter haben eben weder eindeutig, geschweige denn einstimmig ein Urteil über die israelische Mauer gefällt. (Selbst wenn es einem wie dem Peter so gefallen könnte, es war gleich gar nicht ein vernichtendes Urteil, weder die Mauer noch Israel betreffend. Auch weil es keinerlei Rechtswirkung hat. Was es nicht haben kann, da es kein Urteil, sondern ein Rechtsgutachten ist. Den Unterschied einem Uwe Peter erklären zu wollen, ist so sinnvoll, wie der Versuch in seinem Schmierenblatt nur eine realitätstaugliche Äußerung zu finden.) Weil es gar keine Mauer gibt, sondern eine Grenzsperre. Von dieser sind nicht einmal zehn Prozent Mauer. Und selbst diese Teile hat keiner der Richter verurteilt, sondern den Verlauf der Grenzsicherung.
Ich will dem Uwe Peter nicht unterstellen, dass er – wenn er es denn intellektuell könnte, was ich ihm gleichfalls nicht unterstelle, allein um mich nicht wegen übler Nachrede strafbar zu machen –, auch nur eine Zeile der sechsundsechzig Seiten Begründung gelesen, geschweige denn verstanden hat. Könnte er derlei, hätte er sich nicht als Dreigroschenjunge auf den journalistischen Beistrich begeben.
So kann er nicht wissen, dass in dieser Begründung die selbstverständlich auch in der Heimat-Zeitung so liebe- wie verständnisvoll „Selbstmordattentäter“ genannten Mörderbanden nicht vorkommen, wie auch die schätzungsweise mehreren hundert Menschenleben, die diesem Mordsgesindel Dank „Mauer“ und realem Stacheldraht nicht zum Opfer fielen. In Teilbereichen der Grenzsicherung, dort wo es auch „die unselige Mauer“, wie der ahnungs-, aber alles andere als arglose Peter sie nennt, gibt, ist die Anschlagshäufigkeit zum Beispiel von 600 auf 0 gefallen. Wie viele Menschen, übrigens Palästinenser wie Israelis, wegen des ästhetisch nicht sehr ansprechenden, aber praktisch äußerst erfolgreichen Bauwerks nicht gestorben sind, weiß ich nicht, aber was zählt schon ein Menschenleben da unten, wenn es doch hier gilt das Schmutzblatt mit den Gehirnfäkalien zu füllen.
Und so kommt es zum Schluss wie es kommen muss.

Bomben und Mauern haben noch nie zum Frieden beigetragen.

In der SäZ, wo die Geschichtsrevisionisten, die Walserianer, das absolut Böse nicht nur in Form jenes Schriftleiters im Kulturteil, die so wenig deutschsprachigen wie aber deutschen Schlagersänger, i.e. Heinz-Rudolf Kunze, diese ganzen erbärmlichen Überreste dessen, was einmal so groß „Menschheit“ genannt wurde, welche doch selbst ER heiligte in dem ER urteilte „Und siehe, es war gut so“, dieser Abstoß dessen, was einmal begonnen hatte, da es erwählt worden war, allen Menschen mehr als ein Wohlgefallen zu schaffen – in der SäZ geht das alles ein, doch nie mehr aus.
Und es wird kein Satz mehr folgen, der die Sicht auf die Historie bezüglich 13. Februar und 8. Mai 1945, besser beschreibt als dieser eine Satz.

Bomben und Mauern haben noch nie zum Frieden beigetragen.

Weshalb sie ihre Zeitung auch nur noch mit diesem einen Satz, der nichts mit Primitiv-Pazifismus zu tun hat, wohl aber den Mördern zur Hand geht, täglich erscheinen lassen sollten.

Bomben und Mauern haben noch nie zum Frieden beigetragen.

Nur dieser eine Satz. Jeden Tag. Von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Bomben und Mauern haben noch nie zum Frieden beigetragen.

Es könnte seine größte Leistung nach der Erschaffung der Welt sein, wenn Gott, ich will ihn ein letztes Mal bemühen, als Zeichen einer letzten Möglichkeit, als Zeichen seiner Größe, uns verbliebenen Menschen die Gnade wie weiland Noah gewährte, einen ewigen Bund zu machen. Lasse ER ihre Zeitung also erscheinen, erscheinen mit diesem einen Satz, der ein Hohn wie ein Säureanschlag in das Gesicht der Opfer ist.
Auf das man sie erkenne. Auf das sie kenntlich seien auch dem, der noch weit von ihnen entfernt ist, welch böse Brut sich gütlich tut an dem Schwachen, eine Brut, deren einzige Genesis jene Parallelwelt ist, in deren Abgründen die Antithese zu sehen ist zu dem, was man Menschlichkeit nennt.
Sie sollen ihre Fressen halten, in die zu schlagen man unterlässt. Nicht aus Mitleid, nicht aus einem Erbarmen dem bürgerlichen Rechtsstaat gegenüber, dem dieses Geschmier doch täglich ein solches Ausmaß an Leid antut, welches nur noch von der Größe ihrer Verbrechen am Menschen überboten wird, und auch nicht „wähnend, die im Tal lassen mit sich reden“ (Kraus). Eins hält nur zurück. Der Ekel.

Die ganze Wahrheit

Dass sich Zeitung nennt, was in Druckerschwärze gefasste Lüge ist, ist eine alte Erkenntnis. Wenn aber, was durchaus vorkommt, einmal die Wahrheit im Blatt steht? Dann handelt es sich um einen verräterischen Druckfehler. Manchmal triumphiert auch die moderne Technik über das mordende Gestammel des verantwortlichen Redakteurs, die künstliche Intelligenz über regressive Kopfinhaltsmasse des leitenden Angestellten, wie weiland in der Sächsischen Heimat-Zeitung. Aus der Eloge auf den hier herrschenden Ministerpräsident geheißenen Menschenfeind wurde Dank bester Computertechnik eine kleine, aber treffende Wahrheit. Aus dem Namen Milbradt machte die dem in Menschengestalt auftretenden Redakteur weit überlegene Technik eine Information. Sie gab dem Inhumanisten seinen Klarnamen: Milzbrand.
Zumeist aber dokumentieren die so selten aufzufindenden Wahrheiten das Scheitern des Schreibgesindels an der Sprache. Wie etwa in jener Rheinischen Post, in der es hieß:

Israel setzt sich so ins Unrecht, es fordert die weltweite Kritik heraus. Sie mag in Jerusalem wie so oft ungehört verhallen, doch sie ermuntert radikale Moslems zum Kampf.

Wie erfreulich verräterisch jene Sprache, die sie nicht kennen. Dass es die weltweite Kritik genannte Kumpanei von Mörderbanden (Hamas, Islami Dschihad, Hisbollah usw., usf.) sowie deren aktiven und passiven Unterstützern (EU) mit den in UN und deren Sicherheitsrat vertretenen barbarischen Regimes und einer Hetzbollah-Miliz wie der Rheinischen Drecks-Post ist, die die radikalen Moslems genannten Mörder zum Kampf ermuntert, wurde selten so deutlich formuliert. Ich habe diesem zur Wahrheit geronnenen Schreibfehler kein Argument entgegen zu setzen.

Gunnar Schubert

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last modified: 28.3.2007