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Von der Liebe


Elliott, La Par Force
    „Great! Too bad most kids can’t express dislike intelligent.“
    „I knew a kid in school named Elliot. He sucked. So does this.“

Elliott, 27.5k Vorstehende Zitate sind dem Internet-Forum des Plattenlabels REVELATION (u.v.a. JUDGE, CHAIN OF STRENGTH, GB, YOUTH OF TODAY, CIV) entnommen und beziehen sich, auf die noch zu Besprechende 3. Platte der Band ELLIOTT aus Louisville/U.S.
Mit unverhüllter Direktheit und fast drastischer Komik treten hier die Prinzipien einer warenproduzierenden Gesellschaft zu Tage. Genau wie die Fans der KFZ-Branche über die Vorzüge und Schwachpunkte eines Automobiles fachsimpeln, streiten sich Alternativ/Hardcore-kids über die neueste Veröffentlichung einer, wohlgemerkt Genrekompatiblen Band. Das war mal anders. Nicht lang ist’s her, da reichte ein schlecht layoutetes Plakat mit dem Verweis „Punkrock Konzert“ um erklärten GegnerInnen der Disko-Kultur, ein interessantes Wochenende zu versprechen. Inzwischen „beschenkt“ uns die Musikindustrie mit einer solchen Fülle an Konzerten und Plattenreleases, dass ein Diskutieren und Kritisieren unerlässlich wird, will man – sei es als Kulturschaffender/Verdienender oder Konsument – finanziell nicht auf der Strecke bleiben. Warum, trotz dem ständigen Bemühen von Superlativen eine inhaltliche, fundamentale Kritik seitens der populären Medien sowie der MusikliebhaberInnen so schwach ist und 3000 Gehirnamputierte (mich eingeschlossen) 30,- Euro für eine, in jeder Hinsicht dünne Reconstruction Tour in der Columbiahalle latzen, ist eine – na ja – nicht ganz andere Geschichte.
Apropos Geschichte. Irgendwann Mitte der Neunziger finden Überbleibsel der Bands FALLING FORWARD und BY THE CRACE OF GOD zueinander und gründen die Formation ELLIOTT, die sich in den folgenden Jahren eine anständige Fanbase erspielt und selbstredend, wunderschöne Tonträger produziert. Mit dem Erscheinen der Platte false cathedral sehen nicht wenige Indiemagazine einen neuen Stern am Post-Hardcore/Emo Himmel erscheinen. Meine Wenigkeit war ähnlich begeistert und auch wenn die aktuelle Platte song in the air doch wirklich sehr ruhig daherkommt, bleiben ELLIOTT eine Herzensangelegenheit. Das klingt, nach wie vor, wie BLUMFELD ohne den Schmalz der Popmusik, wie FUGAZI ohne die anstrengende Frickelei, wie BOY SETS FIRE ohne Mosh/Metal-Parts oder aus aktuellem Anlass, wie THE MARS VOLTA ohne Leistungsdruck. Beim Hören entsteht unweigerlich ein Kosmos gefüllt mit Weltschmerz, Melancholie, Einsamkeit und ein wenig Esotherik. Der Frontmann Chris Higdon haucht sich durch die wenigen Gesangsparts und die starken Momente – hervorgerufen durch wahnsinnige Gitarrenwände und ausgefeilte Melodien – werden vom Körper unweigerlich mit Gänsehaut quittiert. Und um die Werbetrommel noch mal zu rühren, sei erwähnt, dass ELLIOTT nach Tourschluss aufhören werden. Ihr kennt das Gefühl, eine geile Platte zu besitzen und zu wissen das es ein Live-Konzert nie mehr geben wird. Verdammt Schade.

See you, biene


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last modified: 28.3.2007