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Krise der produktiven Arbeit? Zum Verhältnis von produktiver und unproduktiver Arbeit.


Ein Diskussionsbeitrag zum Verhältnis von produktiver und
unproduktiver Arbeit. Von Roman


Vorbemerkungen

Zuletzt („Die ungeheure Kategoriensammlung als zusammenhangslose Aufzählung“ CEE IEH #110) hatte ich aufzuzeigen versucht, dass bei der von Martin Dornis in Stellung gebrachten Interpretation (in „Die ungeheure Warensammlung als prozessierender Widerspruch“ CEE IEH #106 u. „Der prozessierende Widerspruch als verhältnisloses Verhältnis der Verwandlung von Geld in mehr Geld CEE IEH #109“) der „Kritik der politischen Ökonomie“ erhebliche Schwierigkeiten auftauchen, die auf eine mangelhafte Rezeption der Marxschen Texte zurückzuführen sind. Vor allem hatte ich dabei auf kategoriale Fehlleistungen und ein ungenügendes Verständnis der Methodik des Marxschen Hauptwerkes von Martin hingewiesen.(1) Im Anschluss daran hatte ich zunächst vor, auch seine Ausführungen in Teil 2 (CEE IEH #109) und 3 („Der prozessierende Widerspruch als sich vollstreckendes Verhängnis“ CEE IEH #115) immanent zu kritisieren, was sich aber in mehrfacher Hinsicht als nahezu undurchführbar erwies. Ich will es diesbezüglich bei ein paar Andeutungen belassen, bevor ich mich der eigentlichen Fragestellung zur produktiven und unproduktiven Arbeit zuwende.
Problematisch war vor allem die in Teil 2 vorzufindende Aufzählung der Begriffe „Rate des Mehrwerts“, „Profit und Profitrate“, „Durchschnittsprofitrate“, „Tendenzieller Fall der Profitrate“ und „Profitmasse“, die allesamt zwar von Martin definiert werden, aber in keinerlei Zusammenhang zu stehen scheinen. So sei z.B. die Profitrate lediglich „eine ideologische Verzerrung des wirklichen Sachverhalts“ und drücke „die Herkunft des Profits (...) lediglich in verschwommener – und zwar notwendig verschwommener Form aus“, so dass „der gesamte kapitalistische Verwertungsprozess (...) hier [in der Profitrate] nur noch verzerrt zum Ausdruck“ (S. 34) komme. Wie, Warum, Wieso aber der „Mehrwert“ im „Profit“ oder in der „Profitrate“ nur „verschleiert“, „verzerrt“ und „verschwommen“ zum Ausdruck kommt, bleibt unbeantwortet. Das für die Darstellung des Kapital so wichtige – der immanente Zusammenhang der Kategorien – bleibt so unangetastet.
Ein weiteres Problem für die ursprünglich angedachte Kritik war die immer wieder phrasenhaft in Anschlag gebrachte Versicherung, dass „diese Logik [der Kapitalakkumulation] nicht ewig reproduzierbar ist“ (S. 35), der Zusammenbruch der kapitalistischen Produktion quasi „auf der Hand“ liege.(2) Allein aus derartigen Versicherungen, die den Nachvollzug eines kategorialen Zusammenhangs bewusst aussparen, lässt sich aber keine zusammenhängende Krisentheorie auf Grundlage der Marxschen Ökonomiekritik plausibel machen.
Auch das Grundvorhaben der „Einführung“, das Martin mit seiner Reihe im Auge gehabt haben dürfte, gilt es in der vorliegenden Form prinzipiell in Zweifel zu ziehen.(3) Denn weder wird dem Leser eine aufbauende Lektüre erleichtert, in der die kategorialen Zusammenhänge und Probleme transparent gemacht werden können, noch wird ein einzelnes ökonomisches Problem wirklich vorbehaltlos diskutiert.(4) Zwar firmiert der in der bürgerlichen Gesellschaft in „Doppelform erscheinende Reichtum“ in Martins Ausführungen immer wieder relativ unvermittelt als Anfangs- und Endpunkt einzelner Definitionsversuche. Warum dieser Sachverhalt aber eine dermaßen zentrale Bedeutung haben soll, die über die äußerst banale Erkenntnis hinausweist, dass scheinbar jede Marxsche Kategorie eine entsprechende Gegenkategorie hat, geht aus den Ausführungen nicht hervor. Überhaupt sind so einige Sachen bei Martin von „zentraler Bedeutung“ – so zum Beispiel die „fetisch-kritische Leseweise“ der Marxschen Kritik. Was das aber bedeutet, bleibt nebulös. Wahrscheinlich handelt es sich auch hier wieder um nicht mehr als eine phrasenhafte Versicherung. Kommen wir nun aber zum eigentlichen Problem.

Produktive und unproduktive Arbeit – ein Bestimmungsproblem

Kaffeezusatz Wiener Feigen-Kaffee, 41.7k Martin thematisiert im 2. Teil seiner Abhandlung (CEE IEH #109) den Gegensatz von „produktiver Arbeit“ und „unproduktiver Arbeit“ (vgl. S. 33).(5) Dabei heißt es ganz unvermittelt, dass diese „Aufteilung“ der „Doppelform des Reichtums entspringt“. Wie oder warum aber beide Begriffe jener „Doppelform“ entspringen, wird im Anschluss in keiner Weise auch nur angedeutet. Es bleibt Postulat. Darüber hinaus diskutiert Martin die Unterscheidung beider Begriffe (produktive und unproduktive Arbeit) und will anschließend eine krisenhafte Tendenz dieses Verhältnisses ausmachen, die er mit dem Sichtbarwerden einiger Momente (empirische Beobachtungen) stützt, an denen „die beiden Erscheinungsformen des Reichtums [produktive und unproduktive Arbeit] nicht mehr miteinander vermittelbar sind“ (ebd.). Das Hauptargument sind hierbei die wachsenden Ausgaben für kapitalistische Infrastruktur, wohlgemerkt eine empirische Feststellung. Die Frage dabei ist, ob sich diese empirischen Feststellungen mit den Marxschen Kategorien begründen lassen. Martin unterstellt genau dies, indem er behauptet, dass aus dem noch zu bestimmenden Verhältnis von produktiver zu unproduktiver Arbeit eine Tendenz erkennbar wäre, die auf eine nicht mehr zu vermittelnde Störung kapitalistischer Reichtumsproduktion hinausläuft.
Schauen wir uns seine Argumentation genauer an. Wenn es tatsächlich gelingen sollte, nachzuweisen, dass produktive Arbeit zu Gunsten von unproduktiver Arbeit im gesamten kapitalistischen Produktionsprozess progressiv abnimmt, dann könnte man in der Tat von einer solchen krisenhaften Tendenz sprechen, wie Martin es anhand seiner Beispiele zu belegen versucht. Nicht gesagt ist damit aber, dass diese Krise auch in einem Zusammenbruch enden muss.(6) Dieser Feststellung einer Krisentendenz (erst mal ohne Zusammenbruch) aus dem genannten Verhältnis müssten jedoch zwei Bestimmungen vorausgehen: Erstens müsste überhaupt erst einmal gezeigt werden, worin die „Vermittlung“ beider „Erscheinungsformen“ von Arbeit besteht, um Aussagen über die Entwicklung dieses Verhältnisses machen zu können, aufgrund dessen dann eine eventuelle Unterminierung des gesellschaftlichen Reichtums plausibel würde. Und zweitens – das ginge dem ersten Punkt noch voraus – wären eindeutige Bestimmungen beider Begriffe notwendig. Das zumindest versucht Martin, auch wenn – wie zu zeigen sein wird – höchst ungenügend.
Produktiv soll nach Martin nur diejenige Arbeit sein, „welche direkt der Verwertung dient (...) sich als Kapital ansammelt“ (S. 33). Was heißt hier aber „direkt“? Und – die Frage drängt sich sofort auf – sind Dienstleistungen direkt oder nur indirekt an der Verwertung des Kapitals beteiligt? Martin bezieht sich in seinen Definitionen explizit auf Marx und dessen Ausführungen in den „Theorien über den Mehrwert“.
Marx beschreibt dort produktive Arbeit, als Arbeit, „die sich unmittelbar mit dem Kapital austauscht, das heißt durch Austausch, womit die Produktionsbedingungen der Arbeit und der Wert überhaupt, Geld oder Ware, sich erst in Kapital verwandeln (und die Arbeit in Lohnarbeit im wissenschaftlichen Sinne)“ (Theorien 1, S. 120). Produktiv ist Arbeit demnach, wenn die durch sie produzierte Ware produktiv konsumiert wird, also in den Produktionsprozess eines anderen Kapitals eingeht, „sich unmittelbar mit Kapital austauscht“. Unproduktive Arbeit hingegen sei „Arbeit, die sich nicht gegen Kapital, sondern unmittelbar gegen Revenue austauscht, also gegen Salär oder Profit (natürlich auch gegen ... Zins und Renten)“ (ebd.). Die durch diese Arbeit produzierte Ware wird hier nicht produktiv, sondern individuell konsumiert – sie tauscht sich „unmittelbar gegen Revenue“, was meint, dass die Ware (verausgabte Arbeit) angekauft wird, ohne dass durch sie irgendeine wertschaffende Gegenleistung zu erwarten wäre. Mit Revenue sind demnach Zahlungsfonds gemeint, die nach Verausgabung nicht wieder als Geld zum Käufer zurückkehren (anders als Kapital, das Produktionsmittel und Arbeitskraft zum Zweck der Mehrwertproduktion ankauft). Der Gebrauchswert der Ware wird nicht für einen Produktionsprozess verzehrt, sondern findet stattdessen seine ausschließliche Bestimmung im Konsum. So leistet der Flickschneider, der in Marxens Beispiel (ebd.) dem Kapitalisten in seinem Haus die Hosen flickt, unproduktive Arbeit, weil er von der Revenue des Kapitalisten bezahlt wird. Allerdings stellen sich auch bei Marx’ Definition von produktiver und unproduktiver Arbeit in den „Theorien über den Mehrwert“(7) einige Probleme, die nachfolgend diskutiert werden sollen.
Zucker nährt - Zucker ist gesund, 32.0k Um im Einzelfall zu bestimmen, ob es sich bei einer Tätigkeit innerhalb des kapitalistischen Arbeitsprozesses um produktive Arbeit handelt (die naive Vorstellung einer Identität von „produktiv“ mit „gebrauchswertschaffend“ sei hier natürlich zurückgewiesen), müssen auch die genauen ökonomischen Umstände, unter denen sie verausgabt wird, untersucht werden. Produziert ein industrielles Kapital eine dingliche Ware und bringt deren Verkauf dem Kapitalisten durch die geleistete Mehrarbeit mehr Geld ein als zu ihrer Produktion verausgabt wurde, so handelt es sich um Produktion von Mehrwert. Die im Produktionsprozess aufgewandte Arbeit tauschte sich „unmittelbar mit dem Kapital“ und zählt somit als produktive Arbeit. Sie gilt also, ganz unabhängig ob die hergestellten Waren individuell konsumiert (wie die Luxusware)(8) oder produktiv konsumiert (Produktionsmittel) werden, als mehrwertschaffend – produktiv. Anders ist das Ganze zu betrachten bei Dienstleistungen. Bei ihnen fallen Produktion und Konsumtion unmittelbar zusammen. Was der Verkäufer einer Dienstleistungsware produziert, wird im selben Moment vom Käufer der selbigen verkonsumiert, z.B. die in einem Theater praktizierte Schauspielerei oder Wartungs- und Reinigungsarbeiten eines Reparaturunternehmens an den Maschinen eines Automobilherstellers. Bleiben wir bei letztgenanntem Beispiel. Hier ist es notwendig zu schauen, wogegen (Kapital oder Revenue) sich die dienstleistende Arbeit austauscht. Das schließt die Betrachtung der Produktion des Autoherstellers mit ein. Die Erkenntnis, dass die Dienstleistungen dem Reinigungsunternehmen Mehrwert einbringen, reicht hier nicht zu. Dieselbe Arbeit hat Anteil am Produktionsprozess zweier verschiedener Kapitale. Aus der Sicht der Reparaturfirma ist es Produktion, aus der Sicht der Automobilfirma Konsumtion, die in den eigenen Produktionsprozess eingeht. Damit verkompliziert sich die Produktivitätsbestimmung der Arbeit. Jene dienstleistende Arbeit also, im genannten Beispiel die Wartung und Reinigung der Produktionsmittelanlagen des Automobilherstellers, kann für die Reparaturfirma mehrwertschaffend, also produktiv sein, zugleich aber aus Sicht des produzierenden Automobilbetriebs unproduktiv, weil dieser die Wartungskosten von eigener Revenue zahlen muss. Die Entscheidung darüber, ob die dienstleistende Arbeit produktiv oder unproduktiv ist, kann in diesem Fall ohne die nähere Betrachtung des Automobilherstellers, der die Dienstleistungen in Anspruch nimmt, nicht gefällt werden. Denn nur wenn dieser selbst produktive Arbeit leistet, also Mehrwert erwirtschaftet, können die ausgelagerten Reinigungs- und Wartungsarbeiten auch als produktiv gelten. Nur dann tauscht sich die Arbeit gegen Kapital. Erwirtschaftet die Autofirma andererseits keinen Mehrwert, arbeitet also unproduktiv, so ist auch die dienstleistende Arbeit der Reparaturfirma unproduktiv, obwohl sie ihre Dienstleistungen selbst gewinnbringend verkauft.(9)
Derartigen sich einer genauen Bestimmung entziehenden Beispielen, wie der Produktivitätsbestimmung am dienstleistenden Einzelkapital, meint Robert Kurz mit einer Unterscheidung „produktiver/unproduktiver Arbeit in einem absoluten und einem bloß relativen Sinne“ (Himmelfahrt des Geldes, S. 31) beizukommen.
„Absolut unproduktiv“ würde im betrachteten Beispiel das Reparaturunternehmen arbeiten, wenn sein Auftraggeber, die Automobilfirma, selbst unproduktiv arbeitet, keinen oder nicht genug Mehrwert erwirtschaftet, um die ausgelagerten Dienstleistungen davon zu bezahlen. Dann tauscht sich die Arbeit nicht mit Kapital aus. Diese von der Mehrwertproduktion ausgehende Bestimmung sieht Kurz als „substanziell“ an.
Die Bestimmung „relativ unproduktiv“ ist dagegen eine bloß „formelle“ Bestimmung von Kurz. Unter sie fallen z.B. auch die ausgelagerten Dienstleistungen des Reparaturunternehmens. Obwohl es selbst Gewinn erzielt, arbeitet es „formell“ oder „relativ“ unproduktiv, wenn die Dienstleistungen beziehende Automobilfirma die Zahlungen aus dem eigenem Haushalt vornimmt. Dienstleistungen sind in dieser begrifflichen Fassung, wenn sie von anderen Kapitalunternehmen abhängig sind, immer „relativ unproduktiv“. Ist dies der Fall, dann muss geprüft werden, ob die Arbeit auch „substanziell“ bzw. unproduktiv in einem „absoluten“ Sinne ist. Und nur wenn der Dienstleistungen ankaufende Betrieb selber unproduktiv arbeitet, sind die Dienstleistungsarbeiten als „absolut unproduktiv“ zu bewerten.
In Konsequenz hieße das also, die Bestimmung produktiver und unproduktiver Arbeit eines dienstleistenden Einzelunternehmens generell nicht nur an diesem selbst durchzuführen, sondern auch zu untersuchen, ob der Bezieher der Leistungen selbst kapitalproduktiv arbeitet. Damit wird aber die Ausgangsdefinition als solche unterlaufen, die das Produktivitätskriterium am einzelnen Kapital bestimmen sollte. Robert Kurz erkennt das zwar auch, affirmiert jedoch mit seiner Modifikation der Marxschen Vorgabe den problematischen Begründungszirkel: „Ein auf den Vermittlungsprozeß der gesamtkapitalistischen Reproduktion bezogener Begriff der produktiven/unproduktiven Arbeit kann letztlich nur kreislauftheoretisch gewonnen werden. (...) kreislauftheoretisch ist nur diejenige Arbeit kapitalproduktiv, deren Produkte (und damit ihre Reproduktionskosten) in den Akkumulationsprozeß des Kapitals zurückkehren, d.h. deren Konsumtion wieder in die erweiterte Reproduktion eingespeist wird.“ (ebd., S. 34).
Es wäre also in jedem Falle, unabhängig ob man sich nun für die Definition von Marx, Kurz oder auch für die von Martin entscheidet, zu konstatieren, dass sich aus den unzureichenden Aussagen über produktive und unproduktive Arbeit beim Einzelkapital keine allgemeine Tendenz für das gesellschaftliche Gesamtkapital ableiten lässt. Würde man eine solche Tendenz nachweisen wollen, setzte dies eine kategoriale Fassbarkeit des Verhältnisses beider Begriffe voraus, auf deren Basis quantitative Aussagen möglich wären. Eine derartige Verhältnisbestimmung auf gesamtgesellschaftlicher Ebene ist jedoch unmöglich.
Die kreislauftheoretische Definition von Kurz, die zwar helfen kann die Problematik zu vergegenwärtigen, entzieht sich jeglicher Formalisierung durch das Marxsche Begriffsinstrumentarium.(10) Aus den wachsenden Kosten für die Rahmenbedingungen kapitalistischer Produktion, eine auf Zusammenbruch hinauslaufende krisenhafte Tendenz abzuleiten, so wie Martin es möchte, ist zumindest auf diesem Wege nicht möglich.

Rüstung und Staatskonsum

Auch die Aussage von Martin, dass „jede Art von Rüstung (...) unproduktiv“ (S. 33) sei, geht in der Vehemenz möglicherweise an der Realität vorbei. Warum das? Folgte man den Ausführungen von Martin und akzeptierte man seine Produktivitätskriterien, müsste zugunsten dieser These zumindest festgelegt werden, dass Rüstungsproduktion nur für Nationalstaaten stattfindet und damit ausschließlich aus den Staatshaushalten, also aus (in seiner Argumentation) nicht kapitalproduktivem Vermögen finanziert wird. Bei der gegenwärtigen Weltsituation ist eine solche Idealisierung wohl nicht haltbar. Ebenso unberücksichtigt bleibt dabei, dass einzelne nationale Rüstungsunternehmen sehr wohl produktiv arbeiten können – dann nämlich, wenn andere Nationen deren Produkte abkaufen und daher Mehrwert realisiert wird. Die Ebene des Welthandels blendet Martin mit seiner Behauptung, die ein abgeschlossenes und hypothetisches Gebilde aus Staat und nationalem Kapital unterstellt, völlig aus. Das Geld, das zur Bezahlung des kapitalproduktiv wirtschaftenden Rüstungsunternehmens dient, käme dann aus dem Haushalt eines anderen Staates. Dieser, so unterstellt Martin, kann nur Arbeit bezahlen, die als unproduktiv eingestuft werden muss, da „Staatskonsum“ nur aus Revenue (beispielsweise einer Ölrente)(11) gezahlt wird. National gesehen, arbeitet das Rüstungsunternehmen aber möglicherweise als industriell produktives Kapital, da das Geld nicht aus dem Haushalt des eigenen Staats kommt. Und erst unter Einbeziehung der Weltebene wird deutlich, dass sich die Arbeit des Rüstungsunternehmens nicht mit Kapital austauscht, sondern mit Revenue – in diesem Fall mit Geld aus dem Haushalt eines anderen Staates (Staatskonsum).
Nun entsteht Kapital nicht aus der gegenseitigen Übervorteilung einzelner Staaten auf Weltebene, wie das zuvor genannte Beispiel nahe legen könnte. Wenn man es genau nimmt, dann basiert ein ziemlich großer Teil der Wirtschaften der Nicht-Industriestaaten nicht auf dem Funktionieren industriellen Kapitals, sondern lässt seine Ressourcen (Rohstoffe und billige Arbeitskräfte) ausbeuten. Und da das Kapital notwendig auch auf der gewaltsamen Einverleibung materieller Substanz, der Gebrauchswerte (Rohstoffe und Arbeitskräfte), beruht, reicht die alleinige Formbestimmung produktiver und unproduktiver Arbeit auf Wertgrundlage nicht aus. Denn für das Funktionieren des Kapitals, sowohl national als auch international, muss Gebrauchswert in bestimmter Proportion vorhanden sein. Stellen wir diese Überlegung aber kurzzeitig zurück und kommen zur These des „unproduktiven Staatskonsums“.
Der Staat ist selbst kein Kapitalunternehmen, sondern Organisator der Rahmenbedingungen kapitalistischer Produktion – ein universeller Dienstleister. Das hieße, dass der Staat aus dieser Gesamtüberlegung nicht wegzudenken ist, weil er eine Umverteilungsinstanz des gesellschaftlichen Mehrwerts darstellt. Da aber diese Umverteilung und Anwendung (der Steuergelder) streng genommen auch „dienstleistende Arbeit“ ist, müsste überprüft werden, ob die Gelder der durch den Staat bezahlten Tätigkeit wiederum aus produktiven Kapitalien stammen, ob die steuerzahlenden einzelnen Bürger in produktiven Unternehmen angestellt sind, ob steuerzahlende Industriekapitale produktiv arbeiten, steuerzahlende Dienstleistungsunternehmen für produktive Kapitale arbeiten usw. usf.: eine unendliche Kette mit unzählbaren Verstrickungen. Damit entzöge sich auch hier wieder der Einzelfall (z.B. Staatskonsum für Rüstungsproduktion) der Darstellung. Festhalten lässt sich einmal mehr nur: Die Menge der unproduktiven Arbeit muss begrenzt sein durch die Menge der produktiven Arbeit, ohne dass eine genaue Verhältnisbestimmung wirklich möglich wäre.
Nur noch mal zur Erläuterung: Es geht mir nicht um die Leugnung einer krisenhaften Tendenz, sondern lediglich um den Fakt, dass diese nicht aus dem Verhältnis produktiver und unproduktiver Arbeit abzuleiten ist, das sich in letzter Instanz der kategorialen Fassbarkeit entzieht. Eine Totalität lässt sich eben nicht bis ins letzte Detail konstruieren. Dies muss auch Robert Kurz einsehen wenn er schreibt: „Denn die entscheidende Differenzierung von produktiver und unproduktiver Arbeit ist nicht deckungsgleich mit den absoluten Größenverhältnissen von nomineller Industrieproduktion und ‚tertiärem Sektor’, sondern verläuft (kreislauftheoretisch betrachtet) quer dazu.“ (Himmelfahrt des Geldes, S. 40 f.).(12)
Besteht aber tatsächlich eine Krisentendenz, die auf dieser Ebene der Auseinandersetzung weder bestätigt noch widerlegt werden kann, so müssten Martin und Robert Kurz auch immer noch erklären, warum diese im Zusammenbruch und nicht in einer zyklischen Krise enden soll, das Kapital also wirklich aufhört zu existieren, statt, von allem überschüssigen Ballast befreit, erneut akkumuliert.

Gebrauchswert in bestimmter Proportion

Kommen wir zuletzt auf den Gedanken des Gebrauchswerts in bestimmter Proportion zurück und damit zu einem anderen Ansatz zur Verstehbarkeit des Verhältnisses von produktiver und unproduktiver Arbeit. Hans-Georg Bensch rekurriert auf den Begriff des „akkumulierbaren Mehrwerts“, der die „wechselseitige Abhängigkeit aller Einzelkapitale“ impliziert und nicht von der unmittelbaren Produktion des Einzelkapitals ausgeht. Ausgeschlossen wird somit die (wie oben gezeigt) paradoxe Bestimmung des Produktivitätskriteriums am jeweils einzelnen Kapitalunternehmen. Mehrwertproduktion findet, vom Standpunkt des Gesamtprozesses aus gesehen, nur dann statt, wenn der Mehrwert auch wieder produktiv und nicht individuell konsumiert wird, sich also gegen Kapital und nicht gegen Revenue austauscht – mit dem Unterschied, dass der Austausch gegen Kapital nicht nur formell, sondern auch inhaltlich bestimmt sein muss. Es darf also nicht irgendwas produziert werden, was dem Kapitalisten erneut Profit einbringt – wesentlich ist, dass die produzierte Ware (hier der Gebrauchswert) zur weiteren Produktion um ihrer selbst willen, d.h. Akkumulation beiträgt. Die noch auf der Ebene des Einzelkapitals vorhandene Gleichgültigkeit der Verwertung gegenüber dem Gebrauchswert der Waren, ist also im Falle der erweiterten Reproduktion des Kapitals, auf gesamtgesellschaftlicher Ebene keinesfalls mehr gegeben.(13) Hier müssen sich die verschiedenen Kapitale und Branchen als funktionaler Zusammenhang erweisen, produzierte Produktionsmittel einerseits und Lebensmittel andererseits in bestimmtem Verhältnis gegeben sein. Bensch führt in seiner Argumentation eine Stelle aus dem ersten Band des Kapital an, die er für entscheidend für die Bestimmung von produktiver Arbeit hält: „Nur der Arbeiter ist produktiv, der Mehrwert für den Kapitalisten produziert oder zur Selbstverwertung des Kapitals dient.“ (MEW 23, S. 532). Dass ersteres nicht identisch mit letzterem ist, macht er anhand der Luxusgüterproduktion klar. Der Produzent solcher Güter produziere zwar Mehrwert, sein Produkt diene aber „dennoch nicht der Selbstverwertung des Kapitals (...), da der Mehrwert, den andere (Kapitalisten) für den Erwerb seiner Luxusgüter aufwenden, der gesamtgesellschaftlich zu akkumulierenden Mehrwertmasse entzogen wird, weil (...) die Luxusware individuell konsumiert wird.“ (Bensch, S. 53). Falls Marx also tatsächlich intendiert haben sollte, was Bensch mit seiner Unterstellung des „akkumulierbaren Mehrwerts“ aus dem ersten Band herauslesen möchte, hätten wir es mit einer weiteren Fassung des Verhältnisses von produktiver und unproduktiver Arbeit in den Marxschen Texten zur Ökonomiekritik zu tun. Hierbei sind die Gebrauchswerte, worin sich die gesellschaftliche Wertsubstanz der Arbeit darstellt, auch in ihrer Materialität für den Akkumulationsprozess des Kapitals von Bedeutung.
Bensch tastet sich mit Rekurs auf die Ebene des gesellschaftlichen Gesamtkapitals m.E. sehr viel näher an das Problem heran. Aber auch seine Interpretation lässt die letzte Präzision, die nahtlose Darstellung des Sachverhalts nicht zu, was ihm auch durchaus bewusst ist: Denn – so bemerkt er – tragen „all diese unproduktiven Arbeiten [also auch solche auf Konkurs zusteuernder Dienstleistungsunternehmen] – als allgemein in die Zirkulation fallende Tätigkeiten – indirekt zur Verwertung des Wertes“ bei, „weil sie so oder so die Zirkulationszeit verringern. Damit hat alle Arbeit, die produktive wie die unproduktive, ihren notwendigen Ort unter dem Kapital“ (ebd.).

Literatur:
  • Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge 1995. Engels’ Druckfassung versus Marx’ Manuskript zum III. Buch des „Kapital“, Hamburg 1995.
  • Bensch, Hans-Georg: Vom Reichtum der Gesellschaften. Mehrprodukt und Reproduktion als Freiheit und Notwendigkeit in der Kritik der politischen Ökonomie, Lüneburg 1995.
  • Heinrich, Michael: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung, Stuttgart 2004.
  • Heinrich, Michael: Die Wissenschaft vom Wert. Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie zwischen wissenschaftlicher Revolution und klassischer Tradition, 2. überarbeitete Auflage, Münster 2001.
  • Kurz, Robert: Die Himmelfahrt des Geldes, in: Krisis Nr. 16/17, S. 21-76.
  • Marx, Karl: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie, 1. Band, in: MEW 23, Berlin 1974.
  • Marx, Karl: Resultate des unmittelbaren Produktionsprozesses, Berlin 1988.
  • Marx, Karl: Theorien über den Mehrwert, 1. Band, in: MEW 26.1, Berlin 1956.
  • Pohrt, Wolfgang: Theorie des Gebrauchswerts. Über die Vergänglichkeit der historischen Voraussetzungen, unter denen allein das Kapital Gebrauchswert setzt, (Neuauflage) Berlin 1995.
  • Reitter, Karl: „Gilt“ das „Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate“?, in: Grundrisse Nr. 02/2002, S. 46-53.
Fußnoten:

(1) vgl. CEE IEH #110: Die ungeheure Kategoriensammlung als zusammenhangslose Aufzählung, S. 32 ff.
(2) Jenseits dieser Versicherung scheint es jedoch, als liefere ein Satz bei Martin Argumente für einen solchen immanenten Zusammenbruch der kapitalistischen Produktionsweise. Da er für eine Krisentheorie auf der Erklärungsbasis der Marxschen Kategorien zentral sein dürfte, sei er nochmals benannt und diskutiert: „Der tendenzielle Fall der Profitrate ist demzufolge nur solange für das Kapital kein Problem, solange ihr eine ständig wachsende Profitmasse korrespondiert.“ (S. 35). Nur wie soll man eine solche Korrespondenz beider Kategorien zeigen? Wie kann das Verhältnis einer relativen Größe (Profitrate) zu einer absoluten Größe (Profitmasse) dargestellt werden? Der Fall der Profitrate ist an das Steigen der organischen Zusammensetzung (Verhältnis von c zu v) gebunden und diese wiederum findet sowohl wertmäßig als auch stofflich ihren Ausdruck. Mit wachsender organischer Zusammensetzung im Zuge der Akkumulation steigt der konstante Kapitalteil c (Produktionsmittel und Rohstoffe) im Verhältnis zum variablen Kapitalteil v (Arbeitskraft) wertmäßig und stofflich an, aber in unterschiedlicher Weise (vgl. Bensch, S. 61). Eine quantifizierende Darstellung des Sachverhalts sei deswegen, so H.-G. Bensch in seiner Kritik am Profitratenfall, unmöglich (vgl. ebd., S. 97 u. 99, FN 227 u. 241). Schon dieser Aspekt bereitet der Darstellung Probleme. Will man darüber hinaus darstellen, dass der Fall der gesamtgesellschaftlich akkumulierten Profitmasse in einer fallenden allgemeinen Profitrate unmittelbaren Ausdruck findet, also den größenmäßigen Fall der Profitmasse (eine absolute Größe) im Verhältnis (allgemeine Profitrate) des durchschnittlich akkumulierten Mehrwerts (m) zur durchschnittlich organischen Zusammensetzung (c zu v) zeigen, so sieht man sich einer unmöglichen Aufgabe gegenüber. Sie erforderte außerdem eine komplette Addition aller akkumulierten Profite (Geldsummen nicht Wertmengen), was nicht nur an der Menge einer solchen Erhebung scheitern muss, sondern auch am Durcheinander der ungleichzeitigen Kapitalumschläge. Hinzu käme dann auch noch, dass ein quantitativer Zusammenhang zwischen der Mehrwertmasse und der Profitmasse zugrunde liegen müsste – ein Sachverhalt, der in der Diskussion zur Marxschen Theorie höchst umstritten ist. Eine Kritik dieses sogenannten „Transformationsproblems“ auf Grundlage monetärer Wert- und Kapitaltheorie liefert Heinrich (2001, S. 267 ff.).
(3) Stattdessen sei als Einführung hier nochmals nachdrücklich das Buch „Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung“ von Michael Heinrich empfohlen.
(4) Zumeist läuft eine Diskussion bei Martin so ab, dass zunächst ein Begriff definiert und danach dessen Bedeutung für die Krise der kapitalistischen Produktionsweise ins Auge gefasst wird, ohne dass überhaupt erwähnt wird, worin die Grundlagen einer Marxschen Krisentheorie bestehen sollen. Im Gegensatz dazu müsste man aber z.B. das „Gesetz des tendenziellen Falls der allgemeinen Profitrate“ aufgreifen, wozu in der Marxschen Theorietradition Berge von Kritiken und Interpretationen existieren, bevor man eine „Korrespondenz“ von Profitrate und Profitmasse (vgl. Fußnote 2) zum Ausgangspunkt eventueller Zusammenbruchsargumentationen macht. Einführendes zum Gesetz vom Profitratenfall und dessen Problemen (inklusive der Kritik von H.-G. Bensch) fasste zuletzt Reitter (2002) zusammen. Der Sammelband „Beiträge zur Marx-Engels-Forschung“ von 1995 enthält diverse Aufsätze zur Marxschen Konzeption im 3. Band des Kapital, u.a. auch zum „Tendenziellen Fall der Profitrate“.
(5) Die nur mit Seitenzahlen versehenen Zitate beziehen sich auf den im CEE IEH #109 erschienenen Text. Andere Zitate sind gesondert gekennzeichnet.
(6) Ich führe den Aspekt der Zusammenbruchskrise nur deswegen so oft an, weil er in der „Wertkritik“, wie sie u.a. von den „Wertkritischen Kommunisten“ und dem nun gespaltenen „Krisis-Zusammenhang“ vertreten wird, zentrales und populäres Theorieelement ist. Nur zur Verdeutlichung möchte ich hervorheben, dass ich auf den Unterschied von „Krise“ und „Zusammenbruchskrise“ wert lege. Krise als Strukturelement des Kapitals, ziehe ich gar nicht in Zweifel. Aber eine Theorie, die die Permanenz der Krise in der kapitalistischen Vergesellschaftung auf Basis der Marxschen Kategorien stringent zum Zusammenbruch fortschreiben will, halte ich für ein Konstrukt, das selbst nur einem theoretischen Bedürfnis, nicht aber einer kategorialen Kritik entspringen kann. Einerseits bezieht man sich dabei positiv auf die Marxsche Theorie, die selbst keine systematische Zusammenbruchstheorie beinhaltet. Andererseits steht aber das Ergebnis (der Zusammenbruch) schon fest, so dass dann allerlei theoretische Finessen aufgeboten werden müssen, um letzteres einwandfrei aus der Theorie herzuleiten.
(7) Bei der Exegese Marxscher Manuskripte wie den „Theorien über den Mehrwert“, ist zu beachten, dass Marx diese Texte um 1862/63 zunächst zur Selbstverständigung schrieb, von einer Veröffentlichung in dieser Form also nicht ausging. Genauso wenig wie sich sagen lässt, welchen Stellenwert er diesen Ausarbeitungen hinsichtlich der Gesamtkonzeption der „Kritik der politischen Ökonomie“ beimaß, so wenig lässt sich sagen, welche Definition von produktiver und unproduktiver Arbeit er „tatsächlich“ hatte. So geht Marx z.B. in einem späteren Manuskript von 1863/64 mit dem Titel „Resultate des unmittelbaren Produktionsprozesses“ (Resultate, S. 153) anders als in den Theorien davon aus, dass es „für die Bestimmung der produktiven Arbeit ganz gleichgültig“ sei ob der Inhalt dieser Arbeit einen bestimmten nützlichen Gebrauchswert habe. Er betrachtet das Problem hier allein von der ökonomischen Formbestimmung aus, die vom bestimmten Inhalt der Arbeit absieht und hat so nicht im Blick, wie Wolfgang Pohrt in „Theorie des Gebrauchswerts“ bemerkt, inwieweit auch die spezifische Form der Arbeit als Gebrauchswert-produzierende notwendig in den Reproduktionsprozess des gesellschaftlichen Gesamtkapitals eingeht. Im Unterschied dazu geht Marx in den Theorien zumindest davon aus, dass die produzierten Waren einen nützlichen Aspekt, d.h. Gebrauchswert haben müssen.
(8) Warum die Herstellung einer Luxusware eventuell aber doch keine produktive Arbeit ist, soll im Rahmen einer anderen Interpretation weiter unten diskutiert werden.
(9) Dieses Problem kommentiert Mausebär in einer früheren Ausgabe dieses Heftes folgendermaßen: „Wenn der Hauptzweck [die Produktion des Automobilunternehmens] wegfällt, fallen auch alle unproduktiven, notwendigen Nebentätigkeiten [die ausgelagerten Dienstleistungen] weg. Der Hauptzweck zieht die Notwendigkeit bestimmter unproduktiver Tätigkeiten nach sich, nicht umgekehrt.“ (Produktive Arbeit und Krise – Krise und Zusammenbruch bei Karl Marx und der Gruppe Krisis, CEE IEH #86, S. 59 ff.) Oder bei Michael Heinrich (2004, S. 122): „Die Menge der unproduktiven Arbeit, die sich der Restaurantbesitzer leisten kann, wird begrenzt durch die Menge an Mehrwert, welche die produktiven Arbeiter im Restaurant produzieren.“
(10) Auch Mausebär, der (in seinem neuen Text) Robert Kurz gegen Michael Heinrich das Argument an die Hand gibt, dass doch die Realität selbst zirkulär sei (vgl. Wo wohnt der Wert? Was bringt die Krise?, CEE IEH #116, S. 49), dessen kreislauftheoretische Definition somit verteidigt, bemerkt scheinbar nicht, dass hier Begründung und Darstellung scheitern müssen, weil das Darzustellende sich in seiner Totalität der Darstellung entzieht.
(11) Dies scheint mir sogar ein relativ realistisches Beispiel zu sein, das noch mal einen ganz neuen Diskussionsstrang eröffnet, dem ich hier allerdings nicht detaillierter nachgehen kann. Zumindest nach Marx, der diejenige Arbeit als unproduktiv definiert, die sich gegen Rente (also Revenue) tauscht, scheint der Fall eindeutig (siehe die Marxsche Definition unproduktiver Arbeit in den Theorien, zitiert weiter oben).
(12) Diese Stelle zitiert (in seinem früheren Text zur Thematik) zustimmend auch Mausebär, der ebenso wie Martin aus dem Verhältnis von produktiver und unproduktiver Arbeit eine zum Zusammenbruch führende Krisentendenz ableiten will. (vgl. Produktive Arbeit und Krise – Krise und Zusammenbruch bei Karl Marx und der Gruppe Krisis, CEE IEH #86, S. 59 ff.) Leider zieht er aus dem Zitat von Kurz die falschen Konsequenzen und behauptet danach fußstampfend, dass man die Zusammenbruchskrise des Kapitals – wie der Titel seines Textes schon nahe legt – aus genau diesen Ausführungen herauslesen müsste.
(13) Hierzu auch H.-G. Bensch: Zum „Automatischen Subjekt“, unter: www.masch-hamburg.de/texte/automsubjekt.htm

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last modified: 28.3.2007